Zu den Wörtern, die ich besonders mag, gehört der Schmaus. Es ist nicht nur ein altes Wort, sondern es lässt sich kaum durch eine moderne Bezeichnung ersetzen. Alles, was uns zum Thema Mahlzeit einfällt – Festessen, Imbiss, Menü, Grillparty, Buffet –, drückt höchstens teilweise aus, was der »Schmaus« umfasst: »mit Genuss und Behagen viel und gut essen und trinken« (Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, dtv). Ludwig Uhland hat dem Schmaus ein lyrisches Denkmal gesetzt: In seinem Gedicht Einkehr wird ein Apfelbaum zum Sinnbild der freigebigen Natur. Die dritte Strophe lautet:
Es kamen in sein grünes Haus
Viel leichtbeschwingte Gäste;
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das beste.
Wenn wir am großen Familien-Esstisch Platz genommen haben, wartet die Freundin unseres Sohnes jedes Mal auf meine Frage: »Wie heißt der Spruch?« ihre Antwort: »Fröhlich sei der Schmaus – in diesem Haus!«
Hans-Otto Seinsche, Betzdorf