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Zeitsprung

 



Seit Jahren beziehe ich hier in Neuseeland die ZEIT und tue mich schwer damit, alte Exemplare einfach ins Altpapier zu geben. In diesem verregneten Sommer, zwischen Weihnachten und Neujahr, habe ich nun angefangen, Pappmaschee-Puppen zu fertigen. Abgesehen von der Versiegelung, bestehen die Köpfe zu hundert Prozent aus ZEIT und die letzte farbige Lage aus ZEITmagazin – weil’s so schön glänzt … Es ist eine kleine Kompanie entstanden, und jede Puppe hat eine Geschichte: Der Philosoph hat einen Traum, und das deutsche Mädel grüßt Hannah Höch (die Flagge auf der Stirn stammt allerdings aus einem Artikel über Havanna). Die Hexe hat es mir besonders angetan, da ihre Zähne noch den Schriftzug des Magazins erkennen lassen (ganz eindeutig: der Zahn der ZEIT). Die Gesichtshaut besteht aus dem Titelblatt der Ausgabe 52/10, einem superschönen Bild von Michael Sowa. Als ich heute den Rest des reichlich zerfledderten Magazins fotografierte, fiel mir die Frage im Inhaltsverzeichnis auf: »Muss ich mich über selbst gebastelte Weihnachtsgeschenke besonders freuen?« Wie passend!


Dietlind Wagner, Auckland, Neuseeland