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Augenweide: Mein Wort-Schatz

 

Ein Wort, das ich poetisch finde und sehr liebe: Augenweide. Mein Großvater sagte – vor über 60 Jahren – häufig zu mir, dem bezopften kleinen Mädchen: »Dodi, du bist meine Augenweide.« Unwillkürlich verband ich das Wort seinerzeit mit dem Bild, das in mir entstand, wenn er mir den 23. Psalm vorlas: »Er weidet mich auf einer grünen Au und führet mich zum frischen Wasser.« Mein Opa, ein alter Pastor, extrem kurzsichtig, die Bibel dicht vor die Augen haltend, las diesen Psalm mit seinem vokaltiefen baltendeutschen Akzent. Seither verbinde ich mit dem Wort Augenweide eine schöne Vorstellung: Erquickung für Großvaters müde, durch dicke Brillengläser strapazierte Augen.

Dorothea Braun-Ribbat, Heilbronn