Wie viele Wörter es doch für das Küchenmesser gibt! Doch ich vermisse den Ausdruck Hippkesmess. So hat meine »Omma« vom rechten unteren Niederrhein das Messer genannt, dessen dunkel angelaufene Klinge immer die Zwiebeln färbte.
Bei meinen Eltern wurde dieses Messerchen Froschgieke genannt. Woher der Name kommt? Vielleicht aus dem Erzgebirge, wo meine Mutter geboren ist. Mein verstorbener Mann nannte es dagegen Spittschock, seine Familie väterlicherseits kam aus Oberschlesien.
Im Westerwald, wo ich aufgewachsen bin, heißt solch ein nützliches Gerät Pleudchen. Der Ausdruck hat mich eine Kindheit lang begleitet, fragen Sie mich aber nicht, wie man das richtig schreibt…
In der Ausgabe 12/15 schreibt eine Leserin aus Waldbröl in Nordrhein-Westfalen, bei ihr zu Hause habe man kleine Küchenmesser Hölzstielchen genannt. Ich bin selbst gebürtige Waldbrölerin und musste schmunzeln, denn bei uns zu Hause heißt das kleine Messer Klöschen. Man könnte nun erkunden, ob vielleicht der Zuzug einzelner Familienmitglieder auf die Bezeichnung eingewirkt hat – man könnte sich aber auch einfach an der Vielzahl der Begriffe erfreuen.
In den Ausgaben 8/15 und 12/15 konnte man in dieser Rubrik verschiedene regionale Begriffe für kleine Küchenmesser entdecken. Diese Messer sind ein typisches Produkt der Solinger Schneidwarenindustrie, und natürlich gibt es auch bei uns einen Ausdruck dafür: Wir nennen sie Zöppken. Einmal im Jahr gibt es hier auch den Zöppkesmarkt, dabei geht es aber ausnahmsweise mal nicht nur um Messer, sondern man kann dort Trödel loswerden. Außerdem wird bei dieser Gelegenheit eine »Miss Zöppken« gewählt.
Aufgewachsen auf einem Aussiedlerhof, bestand unsere Verbindung in die Stadt lange Zeit nur aus einem einfachen Feldweg. Irgendwann erbarmte sich die Stadtverwaltung, und der Weg wurde endlich befestigt.
Meine Eltern verwendeten hierfür den Begriff Maggadamm. Nach dem schottischen Erfinder John L. McAdam wird ein Straßenbelag, der aus Gesteinsschichten verschiedener Körnung besteht, nämlich Makadam genannt. Im Schwäbischen haben wir das entsprechend eingebürgert.
Für unseren Alltag war der Maggadamm eine erhebliche Verbesserung; bei schlechtem Wetter mussten wir nicht mehr durch Matsch und Pfützen in die Stadt. Vor allem mein täglicher Weg in die Schule oder zu Freunden wurde um einiges angenehmer. Dies hat bei mir einen so nachhaltigen Eindruck hinterlassen, dass ich beim Anblick von Straßenbauarbeiten eher an »Maggadamm« als an Teer, Asphalt oder Bitumen denke.
In der ZEIT 8/15 standen wunderbare regionale Ausdrücke für das gemeine Küchenmesserchen. Ich kann noch einen hinzufügen: In meiner oberbergischen Heimat (ich komme aus Waldbröl) wurde dieses Messer Hölzstielchen genannt. Und obwohl ich schon seit über 50 Jahren in Berlin lebe, ist Hölzstielchen für mich nach wie vor das Wort der Wahl.
Ihr Wortschatz erinnerte mich daran, dass es im Haushalt meiner Eltern das Abramchen gab. So wie Abraham, der Urvater, war es quasi der Urtyp aller Küchenmesser. Kurz und handlich, mit speckigem Holzgriff und abgewetzter Klinge, war es immer sehr scharf. Der Ausdruck stammt von meiner aus Posen kommenden Großmutter, Jahrgang 1892. Im Zeitalter von Plastik und rostfreiem Edelstahl werden die Abramchen wohl aussterben.
Ergänzung zum Thema »Allzweckmesser«: Bei uns in Franken werden die kleinen Küchenmesser Schneidteufala (»Schneideteufelchen«) genannt. Und teuflisch schneiden sollten sie auch – vorausgesetzt, sie sind fachgerecht geschärft.
Mit Vergnügen las ich kürzlich in dieser Rubrik die Begriffe, die man im Ruhrgebiet und in Hessen fürs Küchenmesser benutzt – Hümmelchen beziehungsweise Kneipchen. Als gebürtiger Sachse gebrauche ich immer noch den Ausdruck Blämbe für ein kleines, zumeist älteres Küchenmesser, vor allem, wenn es nicht mehr sehr scharf ist. Ebenso verwende ich diesen Begriff für ein dünnes oder abgestandenes Getränk. Die zweite Bedeutung wird auch hier am Mittelrhein verstanden, mit einem Messer verbindet dies aber keiner. Im Duden findet man beide Bedeutungen – allerdings unter der Schreibweise Plempe (also mit »hartem« B). Sächsisch-korrekt ist dies nicht!