Ich möchte Ihnen gern mein Lieblingswort vorstellen. Es heißt Botanisiertrommel. Dieses Wort übt seit meiner Schulzeit eine geradezu magische Wirkung auf mich aus, und wahrscheinlich ist dafür ein Pauker mit Hang zu Naturwissenschaften und Entdeckergeschichte verantwortlich, an dessen Namen ich mich leider nicht mehr erinnern kann. Sowohl der Begriff selbst als auch die Wortmelodie haben mir immer besonders gut gefallen, und ich staunte nicht schlecht, als ich die Botanisiertrommel vor einigen Jahren in dem Buch Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann wiederfand.
Wie gern würde ich einmal auf den Spuren von Alexander von Humboldt durch Südamerika streifen! Exotische Pflanzen und Insekten würde ich natürlich nicht mehr sammeln und mitnehmen, sondern nur anschauen. Viele Arten stehen heute sicher unter Naturschutz. Oder sie sind inzwischen auch bei uns in Europa heimisch geworden. Oder wir können uns wenigstens im Botanischen Garten an ihnen erfreuen – Herrn Humboldt und dem Inhalt seiner Botanisiertrommel sei Dank.
So viel zu meinem Lieblingswort. Ich bin sehr gespannt auf die Wortvorschläge anderer ZEIT- Leser.
Dass sich unsere Sprache ständig verändert und wir einen anderen Wortschatz verwenden als unsere Eltern und Großeltern, das ist eine unstrittige und unabänderbare Tatsache. Der gut gemeinte Versuch einiger Gruppen, diese Veränderungen aufzuhalten oder gar rückgängig zu machen, ist ein vergebliches Bemühen. Doch wie man sich gern an schöne Erlebnisse zurückbesinnt, so kann man sich auch an lieb gewordene Sprach- und Worterlebnisse zurückerinnern. Vermutlich wird jeder von uns einen Schatz an Worten bewahren, den er nicht mehr verwendet, vielleicht etwas abgegriffen, aber noch mit einem Glanz versehen, der erfreuen kann. Ich hüte einen Wortschatz, aus dem zu mir ein Wort herüberschimmert, ein Wort, das für mich wie Poesie klingt und den Inbegriff von Heiterkeit und Frohsinn verkörpert. Es ist das Wort Sommerfrische. Meine Eltern fuhren mit uns Kindern in den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts in die Sommerfrische. Besitzt dieses Wort nicht eine herrliche Melodie? Wie fad ist dagegen das Wort Urlaub! Ich bin aber genötigt, es zu benutzen, denn stellen Sie sich vor, ich gehe in ein Reisebüro und bitte um einen Vorschlag für meine Sommerfrische! Dem vernichtenden Blick des Urlaubsberaters möchte ich mich nicht aussetzen. Welches Wort hüten Sie als Ihren Wort-Schatz?