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Was mein Leben reicher macht

Unser fast dreijähriger Enkel, der ganz still, die Arme gekreuzt, auf seinem Rutscheauto in unserem Garten sitzt. Und auf meine Frage, was denn los sei, erklärt: »Ich steh im Stau!«

Raimund Groß, Köln

 

Was mein Leben reicher macht

Auf dem Altrhein mit meinen Freunden Kanu fahren. Die Sonne im Nacken, den Wind in den Haaren spüren. Auf einer Insel picknicken und danach in das kühle Nass springen. Es ist wie Urlaub.

Laura Becker, Waldsee, Rheinland-Pfalz

 

Was mein Leben reicher macht

Das gemeinsame abendliche Kochen mit meiner Mitbewohnerin nach einem erfolgreichen Ausflug zu den Müllcontainern der umliegenden Supermärkte. Und das Bewusstsein, dass das Contai- nern hier in Dänemark wunderbarerweise ganz legal ist.

Zita Lenfert, Kopenhagen, Dänemark

 

Was mein Leben reicher macht

An einem heißen Sommertag Pellkartoffeln mit Buttermilch zu genießen. Ein Geschmacksgruß aus der Kindheit: Erntezeit auf dem Bauernhof.

Anna Hennersperger, Klagenfurt, Österreich

 

Was mein Leben reicher macht

Ich wurde als Achtjährige adoptiert und bin seit neun Jahren in Deutschland. Meine Schwester Schenja lebt in Russland. Plötzlich habe ich auf dem Handy eine Sprachnachricht von ihr. Schenja fragt, ob ich Gedichte mag und ob sie eines für mich schreiben soll. Leider habe ich mein Russisch fast verlernt, aber ich bin happy, ihre Stimme zu hören.

Nadja Ruwald, Bammental, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Wir studieren beide Medizin. Und seit fünf Jahren trennt uns die Entfernung Wien – Tübingen. Jeden Abend um zehn Uhr treffen wir uns auf Skype. Doch nun haben wir es fast geschafft. Noch drei Monate, dann beginnen wir unser Praktisches Jahr im österreichischen St. Johann. Gemeinsam. Ich freue mich riesig!

Mareike Heidemeyer, Tübingen

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Nachbar Norbert, der warme Sommerabende mit dem Klang seiner Gitarre erfüllt. Er begleitet damit beispielsweise die Gartenarbeit seiner lieben Frau. So lässt es sich locker Unkraut zupfen!

Heike Hatzfeld-Graf, Marbach am Neckar

 

Was mein Leben reicher macht

Ein voller ICE auf der Fahrt nach Berlin. Ich höre Wortfetzen: »Sie haben keinen gültigen Fahrschein. – Wir müssen Sie der Polizei übergeben.« Ich blicke mich um. Schaffner reden auf einen jungen Nordafrikaner ein, der offensichtlich kein Geld bei sich hat. Das Geschehen geht mir nahe. Bevor ich reagieren kann, höre ich eine Frauenstimme: »Ich bezahle für den jungen Herrn.« Die Fahrkarte kostet 130 Euro. Als sich die Helferin zurück auf ihren Platz setzt, kann ich nicht anders: Ich danke ihr und gebe ihr wenigstens den Rest Bargeld aus meinem Portemonnaie. Sie ist überrascht und zu Tränen gerührt, als viele andere Reisende es mir gleichtun. Durch ihre Courage hat diese Frau uns ein großes Geschenk gemacht: Sie hat uns gezeigt, wie einfach das Gute ist.

Bettina Rentsch, Heidelberg

 

Was mein Leben reicher macht

Ich fahre wie so oft von Hanau nach Berlin, um übers Wochenende meine beiden Enkelkinder zu betreuen. Doch diesmal sollte die Zugreise eine ganz besondere werden, und ich nehme vorweg, dass ich als glücklichster Mensch in Berlin aussteigen werde. Ungefähr auf halber Strecke werde ich Zeugin, wie Bahnpolizei und Zugbegleiter einen jungen Mann umzingeln. Offenbar hat er keinen Fahrschein. Er kann sich zwar ausweisen, aber er schaut verschämt und hilflos auf den Boden. Der Ton der Beamten wird immer schärfer, und dann meint ein Zugbegleiter, dass der Mann an der nächsten Station von der Polizei abgeführt werden solle. Ich zögere einen Moment, denke an die vielen Flüchtlinge, die abgeschoben werden, und gehe wie von einer unsichtbaren Hand geführt zu der Gruppe. Ich sage, dass ich das Ticket bezahlen möchte. Alle schauen mich ungläubig an. Zugbegleiter und Polizei besprechen die neue Situation – und akzeptieren. Da ein Zugbegleiter meint, den jungen Mann bereits ab Würzburg gesehen zu haben, und da er nach Berlin möchte, »darf« ich 131,50 Euro bezahlen. Der junge Mann bedankt sich bei mir und setzt seine Fahrt fort, er findet einen Platz auf dem Boden im Türbereich. Bald kommt eine junge Frau auf mich zu und lobt mein Handeln. Schon kommt eine zweite Frau und preist meine Tat als Zivilcourage. Mit Tränen in den Augen geben mir beide je einen 10-Euro-Schein. Eine dritte Frau spricht mich an und betont, dass sie aus meiner Tat gelernt habe, nicht schweigend zuzusehen, wie man mit Fremden umgeht. Ich sei gar ein Engel, behauptet ein Mann, der hinter mir sitzt und den ich vorher gar nicht bemerkt habe, er reicht mir einen 20-Euro-Schein. Eine sehr junge Frau fragt verschämt, ob ich fünf Euro annehmen würde, mehr könne sie nicht aufbringen. Am Ende habe ich die Hälfte des Ticketpreises beisammen. Als ich in Berlin aussteige, habe ich das Gefühl, die ganze Welt umarmen zu wollen.

Rina Nentwig, Erlensee, Hessen

 

Was mein Leben reicher macht

Dass unsere 16 Monate alte Tochter nach dem Nordseeurlaub ihren Wortschatz um »Möwe« und »Muschel« erweitert hat. Und um das Wort »mäh«. Wir waren nämlich auf einem Schäferhof.

René Lindenberg, Erfurt