Ende der achtziger Jahre lauschte ich als Student auf dem Weg zur Uni oft einem Straßenmusikanten, welcher in der Laimer Unterführung in München hingebungsvoll Querflöte spielte.
Neulich kam ich zu einem Geschäftstermin nach München und ging erstmals wieder durch das Tunnelgewölbe. Noch bevor ich ihn sah, hörte ich ihn. Da stand er zwischen geparkten Fahrrädern – nun wohl weit über 70 Jahre alt – und spielte virtuos wie vor 25 Jahren!
Gestern habe ich mein zehntes Kind verloren. Trotz gewisser Routine sitze ich am Frühstückstisch, und mir laufen die Tränen über das Gesicht. Da kommt meine dreijährige Tochter zu mir – das einzige meiner Kinder, das den Weg ins leben geschafft hat – und singt mir das Lied, mit dem sonst ich sie tröste.
Der Blick unserer fünfjährigen gehörlosen Adoptivtochter, wenn sich der Papa nach dem noch etwas undeutlichen Ruf »Baba« tatsächlich zu ihr umdreht. Bis vor einem Jahr hat sie in völliger Stille in einem Kinderheim in Haiti gelebt. Jetzt lernt sie dank eines Implantats langsam Hören und Sprechen. Innigsten Dank allen, die uns dreien das ermöglicht haben.
Im Nachbardorf steht seit einiger Zeit ein einzelner Schuh auf einem Stromkasten. Sonne, Wind und Regen lassen ihn ausbleichen. Ich denke: »Der findet seine bessere Hälfte wohl nicht mehr!« – und was sehe ich heute? In dem Schuh steckt ein Strauß aus Kornblumen und Margeriten! Man kann auch ganz alleine aufblühen …
Wenn ich mitten in der Nacht wach werde und meine Frau ruhig neben mir atmet, dann freu ich mich, dass wir nach 40 Jahren Ehe immer noch zusammen sind und sich keiner von uns beiden über Nacht still und heimlich »davongemacht« hat.
Ich, Endachtzigerin, genieße die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Terrasse. Meine Katze Mimi setzt sich auf einen Baumstamm dicht bei und – genießt mit. Aber der Wind ist doch etwas kühl, ich stehe auf und sage: »Mimi, jetzt gehen wir in den Wintergarten.« Sie erhebt sich. Ich bin wieder einmal glücklich über unsere Zweisamkeit.
Im Spreewald in einem Kahn auf einem der unzähligen Wasserarme dahinzugleiten: hohe Bäume, Sonnenscheinglitzer, Stille, Vogelsang von allen Seiten, Wasserplätschern, und dann wieder Stille, absolute Stille, wie in einer anderen Welt.
Ächzend trete ich in die Pedale, die Bergaufstrecke auf dem Weg zur Arbeit ist lang und anstrengend. Da kommt mir eine Radlerin entgegen: fliegende Haare, breites Grinsen. Ich freue mich schon auf den Heimweg!