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Was mein Leben reicher macht

Eine Eierschachtel mit zwölf Überraschungseiern, geschickt von einem guten Bekannten: »Weil wir doch alle Eier sind, die große Überraschungen für die Welt bereithalten, wenn wir uns nur ein kleines bisschen öffnen.«

Shirin Saber, Freiburg

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Sohn, 19, ist seit sechs Wochen Student, 400 Kilometer von zu Hause entfernt. Wir besuchen ihn in seiner neuen Heimatstadt, und er verbringt das ganze Wochenende mit uns: kommt schon zum Frühstück in unsere Ferienwohnung, zeigt uns die Stadt, seine Uni, die Bibliothek. Am Abend schläft er selig auf dem Sofa ein. Ja: Er ist der Gleiche, der doch erst kürzlich auf meinem Arm eingeschlafen ist.

Claudia Kremers, Oldenburg

 

Was mein Leben reicher macht

An einem eiskalten Dezemberabend im Neuköllner »Heimathafen« unter die musikalische Heizdecke der kanadischen Romantik-Pop-Gruppe Stars zu schlüpfen. Nach zwei Stunden voller fantastischer Songs hatte ich wieder warme Ohren, und dazu ein ganz warmes Herz.

Johannes Wespel, Hannover

 

Was mein Leben reicher macht

Als ehrenamtliche Sterbebegleiterin sitze ich am Bett von Frau H. Als ich mich verabschiede, sagt sie zu mir: »Wenn wir uns früher kennengelernt hätten, wären wir Freundinnen geworden.«

Inge Nell, Eutin

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Lebensgefährtin lebt in der Dominikanischen Republik, und ich besuche sie zwei- bis dreimal im Jahr. Am Tag vor meinem Hinflug telefonieren wir, und es fallen die im Alltag so oft benutzten Worte »bis morgen«. Hier sind sie wahre Magie. Der Flug geht über 7.500 Kilometer, und natürlich sagen wir: »Hasta mañana!«

Michael Weinhold, Herne

 

Was mein Leben reicher macht

Erster Schnee in der Stadt. Die Straßen sind spärlich weiß. In der Fußgängerzone kommt mir ein kleiner Junge entgegen. Er hat einen großen Klumpen Schnee auf den Armen. Wo mag er den allen zusammengekratzt haben? Auf seinem Gesicht das Strahlen schönster Kindheitstage. Und alle Passanten steckt er damit an.

Monika Obrist, Bozen, Südtirol

 

Was mein Leben reicher macht

Meine unvergleichliche Mitbewohnerin Rose, die nach einem turbulenten Jahr zurück nach Australien geflogen ist. Auf dem Küchentisch hat sie zwei kleine gelbe Rosen hinterlassen, daran ein Zettel: »Ersatz«. Ist es nicht, Rose! Komm zu uns zurück!

Anna Brixa, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Unsere sechsjährige Enkelin Carlotta ist zu Besuch, ganz allein, darauf ist sie stolz. Weil sie »schon so groß« ist, will sie im Gästezimmer unterm Dach übernachten. Spätabends finden wir einen Brief im Treppenhaus: »Liebe Oma, ich kann nicht schlafen und möchte fragen, op ich unten schlafen kann. Bitte ankreuzen JA oder NEIN.« Wir lugen vorsichtig ins Dachzimmer: Lotti liegt in tiefem Schlaf.

Günter van Mark, Herford

 

Was mein Leben reicher macht

In unserem Esszimmer hängt der immerwährende Kalender Italienische Caffè-Bars von Walter Vogel. Er ist fast einen Meter breit, und deshalb schlagen meine Frau und ich jeden Monat das Kalenderblatt gemeinsam um. Jeden Monat freuen wir uns, ein vertrautes Motiv für elf Monate zu verabschieden und ein anderes nach elf Monaten neu zu entdecken.

Elmar Chriske, Glottertal, Schwarzwald