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Was mein Leben reicher macht

Ferien auf Sylt. Leider beginnt es in Strömen zu regnen, als wir in Westerland einen Supermarkt verlassen. Einem Vorbeieilenden rief mein Mann scherzhaft zu: »Verkaufen Sie Ihren Regenschirm?« Der freundliche Herr blieb stehen, lächelte und schenkte uns seinen Schirm mit den Worten: »Ich hab noch ’ne Mütze.«

Marlies Spangenberg, Buxtehude

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Mutter ist im Alter von 88 Jahren sanft entschlafen. Plötzlich ist alles anders… Auch in meinem Tagesablauf. So muss ich meine Vorlesestunden für Kinder am Nachmittag absagen. Nur der Vorleseabend für die Größeren findet statt. Dabei klopft es an der Tür. Selina und Diana aus den Nachmittagsgruppen kommen herein, nehmen mich in den Arm und bringen mir das Bilderbuch Der kleine Bär und sein Opa, eine Geschichte vom Abschiednehmen. »Damit du dich trösten kannst, wo doch deine Mutti gestorben ist«, sagen sie.

Chris Tellmann, Creglingen, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Vater, der seine Krebsdiagnose mit unglaublicher Größe annimmt: »Ich gehe auf die 70 zu und hatte in meinem Leben so viel Glück. Da darf man jetzt nicht hadern, sondern muss dankbar sein.« Mein Papa war noch nie so sehr mein Vorbild!

Kerstin Büssemeier, Mülheim an der Ruhr

 

Was mein Leben reicher macht

In der Ausstellung Im Farbenrausch – Munch, Matisse und die Expressionisten im Essener Folkwang Museum betrachte ich die Dekorative Figur von Henri Matisse aus dem Jahre 1908. Sie stellt eine überaus reizvolle Frau mit selbstbewusstem Auftreten dar. Eindringlich blickt sie mich an.

Jörg Mirbach, Essen

 

Was mein Leben reicher macht

Reisetee; das ist so eine Art Zaubertrank aus Darjeeling mit etwas Zucker und Zitrone, den nur meine Frau zubereiten kann. Er ist mir bei langen Autofahrten unentbehrlich.

Peter Haas, Teningen, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Die Stimmen der Kraniche und Gänse. Ich finde, es ist eines der schönsten Geräusche, sie über uns hinwegziehen zu hören. Wenn ich sie am Himmel gen Süden fliegen sehe, rufe ich ihnen »Gute Reise« zu.

Christiane Allermann, Tarmstedt, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Nachdem wir auf Reisen oft von der Hilfsbereitschaft der Einheimischen profitiert hatten, hielten wir unsere Töchter (11 und 13 Jahre) an, sich umgekehrt entsprechend zu verhalten: »Denkt daran, ihr seid überall Botschafter eures Landes!« Eines Tages sahen wir – unterwegs auf Mallorcas Straßen – einen Igel, der sich angesichts der drohenden Gefahr zusammenrollte. Ich bremste, stieg aus und beförderte das Tier aufs angrenzende Feld. Da tönte es von den hinteren Sitzen: »Und sag ihm, dass wir Deutsche sind!«

Konrad Multmeier, Mönchengladbach

 

Was mein Leben reicher macht

Vor fünf Jahren erfuhr ich, dass ich eine sogenannte Halbschwester habe. Es dauerte weitere drei Jahre, bis wir uns schließlich kennenlernten, jetzt gehört sie zu unserer Familie wie meine anderen Geschwister auch. Es ist wunderbar, sie 66 Jahre nach ihrer Geburt gefunden zu haben!

Hans-Henning Lotze, Heidelberg

 

Was mein Leben reicher macht

In einem Lebensmittelgeschäft in Baden-Baden ganz plötzlich neben John Neumeier stehen – für dessen Ballette ich ganz Deutschland durchquere. Ihn ansprechen und mich dabei dafür schämen, dass er nicht mal unbelästigt einkaufen gehen kann. Ich hasse Autogrammjäger, doch diese Fan-Postkarte mit der feinen geschwungenen Schrift, die würde ich auf eine einsame Insel mitnehmen.

Monika J. Albring, Marl