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Was mein Leben reicher macht

Bei strahlendem Spätherbstwetter Aufstieg zum Durrenstein im Pustertal. Von oben kommt uns leichten Schrittes ein Senior vom Typ Luis Trenker entgegen. Auf unsere Frage, ob es denn noch weit sei zum Gipfel, antwortet er: »Na, ’s wird no a bissl steiler, aber des schafft’s ihr schon, seid’s ja no junge Madln.« Beschwingt steigen wir weiter: Die »Madln« sind über 50 …

Hannelore Büche-Fischer, Gottmadingen, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Morgens mit meinem kleinen Sohn (drei Monate alt) im Wald spazieren zu gehen und zu sehen, wie sich die bunten Blätter und die Wolken in seinen Augen spiegeln. Irgendwann schläft er ein – erfüllt von Eindrücken.

Tonia Iblher, Lübeck

 

Was mein Leben reicher macht

Bei der Eröffnung des Berliner Kammermusiksaales im Herbst 1987 stand ich mit einem jungen Mann in der Kassenschlange. Wir unterhielten uns, während wir auf unsere Tickets warteten, und irgendwie kamen wir auf das Brandenburger Örtchen Teltow und Teltower Rübchen zu sprechen – die ich gar nicht kannte. Ich erntete ein entgeistertes Gesicht: Dieses zarte Herbstgemüse, eine Delikatesse, die schon Goethe zu schätzen wusste…? Der junge Mann lud mich zum gemeinsamen Rübchen-Kochen ein, und seither treffen wir uns jedes Jahr!

Elisabeth Haaß, Berlin

 

Das ist mein Ding

Meine erste Reithose, Anfang der sechziger Jahre. Die Erfüllung meines lang gehegten Traumes war für meine Eltern (mit insgesamt fünf Kindern) finanziell ein ziemlicher Kraftakt. Es gab damals noch keine Reitkleidung von der Stange, weshalb die Hose maßgeschneidert werden musste … Seit fast 50 Jahren begleitet mich dieses Unikat, noch immer gut erhalten und gehütet wie kostbares Geschmeide. Keine einzige der Reithosen, die ich in den Jahrzehnten danach besessen und verschlissen habe, konnte mich je wieder so in den Zustand der Glückseligkeit versetzen, wie es diese erste tat. Und wenn ich sie in den Händen halte, dann ist das Glück der Kindheit wieder ganz nah.

Getraud Obst, Bissendorf, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn mein Freund mir morgens den Kaffee ans Bett bringt, dabei unter unsere Decke schlüpft (wir benutzen nur eine) und sich noch ein paar Minuten ankuschelt.

Melanie Seitz, München

 

Was mein Leben reicher macht

Seit vielen Jahren lebe ich an der Côte d’Azur und nehme oft den Bus. Immer wieder freue ich mich, wenn die Passagiere beim Aussteigen dem Fahrer ein lautes »Merci, au revoir!« zurufen. Und wenn er fröhlich »De rien!« antwortet. Kann man sich das in Hamburg vorstellen?

Ute Klar, Cannes, Frankreich