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Was mein Leben reicher macht

Im Klinikum, urologische Abteilung. 4.30 Uhr. Die resolute Nachtschwester betritt das Zimmer mit den Worten: »Guten Morgen, meine Männer, was machen die Beutel?« Welch ein Start in den Tag!

Karl-Heinz Knaak, Bensheim

 

Was mein Leben reicher macht

Die Erinnerung an einen Abend im Februar: Ich (80 Jahre): »Habe ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe?« Sie (78 Jahre): »Ja, gestern Abend.« Ich: »Ach so!« Sie: »Sag’s noch mal. Ich höre es gerne.« Sie, meine Sigrid, ist vor acht Wochen gestorben. Wir waren 60 Jahre zusammen.

Friedrich Winter, Odenthal, Nordrhein-Westfalen

 

Was mein Leben reicher macht

In der Kita läuft ein Faustlosprojekt (Gewaltprävention): Wir sprechen über Gefühle und ordnen ihnen Farben zu, Schwarz für Trauer, Blau für Angst, Rot für Wut, Gelb für Freude und Wohlbefinden. Nachher sagt ein Junge im Hinausgehen zu mir: »Ach, Frau Midi, du bist immer so schön gelb.«

Mechthild Middeke, Osnabrück

 

Was mein Leben reicher macht

Wandern! Und zwar gerne auf Premiumwanderwegen, zertifiziert durch das Deutsche Wanderinstitut. Kann es einen deutscheren Einfall geben als den, Wege durch die Natur zu klassifizieren? So bin ich »unverlaufbar« unterwegs in den schönsten deutschen Mittelgebirgen.

Joachim Rothmund, Biberach

 

Was mein Leben reicher macht

Mit meinem kleinen Sohn (22 Monate) auf der Wiese zu sitzen und ihn den Zauber der Pusteblumen entdecken zu lassen. Pusten kann er noch nicht, das muss ich tun. Aber er hat seinen Mund immer ganz nah am »Pusteball«. Gefühlt haben wir es also zusammen gemacht.

Kirstin Vorbeck, Saarbrücken

 

Was mein Leben reicher macht

Dabei zuzusehen, wie sich an dem alten Baum in unserem Garten die Kirschen röten. Unser Vater hat ihn vor 60 Jahren gepflanzt, und nun berühren seine Zweige das Küchenfenster im zweiten Stock.

Marianne Werner, Alitzheim, Franken

 

Was mein Leben reicher macht

Auf Facebook bekomme ich eine Freundschaftsanfrage von einem mir unbekannten spanischen Mädchen. Sie habe in der Nacht in Madrid auf der Straße einen Geldbeutel und einen Personalausweis gefunden, schreibt sie. Unter dem Nachnamen sei auf Facebook aber nur ich zu entdecken, ob ich weiterhelfen könne. Ich rufe meine Schwester an, die gerade ein Jahr in Spanien verbringt. Aufgelöst erzählt sie mir von dem Verlust – um dann erleichtert aufzuatmen.

Anne Flotho-Liersch, Maastricht, Niederlande