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Was mein Leben reicher macht

Die Wendelsteinbahn ist gerade von der Talstation abgefahren. Die nächste fährt in einer Stunde. Was tun? Peter (53 Jahre, Vater von vier erwachsenen Kindern) und ich (53 Jahre, Mutter einer erwachsenen Tochter) gehen zum Spielplatz und setzen uns auf die Wippe. Das volle Programm: Wir wippen, schaukeln und rutschen. Das ist Glück.

Angelika Krutisch, München

 

Was mein Leben reicher macht

Bei meinem 16­jährigen Sohn wurde ein Hirntumor diagnostiziert. Doch die Kernspin­-Verlaufskon­trolle zeigte jetzt ein unerwartet er­freuliches Ergebnis: Er muss vorerst doch nicht operiert werden. Und er plant für die Sommerferien sogar eine Sprachreise!

Christiane Sauer, Bad Hersfeld

 

Was mein Leben reicher macht

Es war einer der kühlen Nachmit­tage, und ich beschloss, unseren Schwedenofen einmal wieder zu benutzen. Mühsam schichtete ich Holzscheite auf, knüllte Papier zu­sammen und versuchte mit einem Streichholz das Feuer zu entzünden. Katharina, unsere neunjährige Toch­ter, stand von ihren Hausaufgaben auf und stand eine ganze Weile stumm hinter mir. Dann plötzlich: Papa, du hast Glück, dass du kein Neandertaler geworden bist – du wärst erfroren!

Stephan Seeliger, Neuburg/Donau

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Freund und ich pendeln zwi­schen Berlin, München und Stutt­gart. Am Wochenende sind wir mit dem Auto aus der bayerischen Hauptstadt an die Spree gefahren. Fünfeinhalb Stunden im Auto, nur wir beide und ganz viel Musik. Auf der Fahrt wechseln wir vielleicht zehn Sätze. Mehr Worte braucht es nicht.

Gesa Weymann, Stuttgart

 

Was mein Leben reicher macht

In der Fußgängerzone wollen uns zwei Zeugen Jehovas davon über­zeugen, dass die Erziehung heute keine religiösen Werte mehr ver­mittelt. Meine fünfjährige Enkelin nimmt der Dame den Wachtturm aus der Hand und sagt: »Schau mal Oma, das ist der Jesus, der war so ein guter Mensch, leider ist er tot.«

Ortrud Blischke, Wiesloch

 

Was mein Leben reicher macht

Erschöpft von einer Dienstreise im ICE, mit einer drei Wochen alten Ausgabe der ZEIT. Darin steht, was das Leben meiner ehemaligen Klas­senkameradin Andrea reicher macht. Mein Herz pocht. Die ferne Heimat ist auf einmal ganz nah. Uf Wieder­ luege nach Wetzikon!

Kathrin Alex, Nürnberg

 

Was mein Leben reicher macht

In der Kinderarztpraxis: Ängstlich, aber deutlich erkältet, schaut mich ein dreijähriges Mädchen an. Ich untersuche Hals, Zunge und die Ohren. Als ich den Trichter aus den Ohren nehme, strahlt sie mich an: »Jetzt ist der Schnupfen weg!«

Karolina Schlamp, München

 

Was mein Leben reicher macht

Er ist Professor, Vorsitzender einer wissenschaftlichen Gesellschaft. Und wenn er Zeit hat, zieht er seinen abgeschabten Lodenmantel und die verbeulten Cordhosen an und geht mit Butterbroten und Trinkflasche los zum Wandern. Abends fährt er mit der Bahn zurück. Als unterwegs der Schaffner kommt, sieht er den Mann mit den alten Klamotten in allen Taschen nach Geld kramen. »Ach lass man stecken, Opa«, sagt er und geht weiter.

Rosemarie Bottländer, Odenthal