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Was mein Leben reicher macht

Acht Uhr, Schulbeginn, ich komme in die Klasse. Draußen regnet es in Strömen. Jeanette, eine Erstklässlerin, kommt zu mir gelaufen und sagt: »Guck mal, Sophie, Gott duscht gerade!«

Sophie Donath, Hagen-Hohenlimburg

 

Was mein Leben reicher macht

Bei all der Trauer über die Trennung von meiner Schwester, die vor mehr als einem Jahr den Kontakt zu mir abgebrochen hat, die kleinen glücklichen Momente mit meinem Sohn zu spüren, wenn wir morgens vor dem Verlassen des Hauses noch für ein paar Minuten Federball im Wohnzimmer spielen.

Aroti Briand, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Nach einem bösen Hexenschuss brachte mich meine Frau mit dem Rezept zum Apotheker. Seit Jahren nehmen wir mit ihm und seiner Frau an Tanzkursen teil. Wegen meiner Schmerzen sagte ich aber gleich für die nächsten Tanzstunden ab, zumal wir gerade die Tangofigur »Valentino« übten, bei der die Dame, sich weit zurücklehnend, vom Herrn gehalten werden muss. Da kam der Herr Apotheker im weißen Kittel hinter der Theke hervor, nahm meine Frau in den Arm und tanzte, einen Tango summend, mit ihr vor allen Mitarbeiterinnen und Kunden den »Valentino«. Dabei erklärte er mir, dass ich mich bei dieser Figur nicht vorbeugen, sondern den Rücken schnurgerade halten müsse. Also nahm ich dann doch an den Tanzstunden teil. Ohne Probleme – dank der lustigen Gratismedizin unseres Apothekers.

Thorsten Dettloff, Ichenhausen, Schwaben

 

Was mein Leben reicher macht

Als wir in Teneriffa aus dem Flugzeug steigen, erkundigen wir uns nach dem netten Piloten mit den langen Haaren. Leider lässt das Gedränge hinter uns keinen Kontakt zu. Doch ein paar Schritte weiter, bereits im Flughafengebäude, der Blick zum Flugzeug – und da winken uns vier Hände aus dem Cockpit zu. Nie war Ankommen schöner.

Alexandra Damwerth, Langeoog

 

Was mein Leben reicher macht

Sonntagsspaziergang mit meinem fuüfjährigen Enkel. Auf einem Feldweg taucht in der Ferne eine Person mit einem freilaufenden, großen Hund auf. Panik erfasst mich, denn als Kind wurde ich einmal von einem Hund gebissen. »Komm, Wilko, wir kehren um, da kommt ein Hund«, sage ich. Eine kleine Hand fasst fest die meine. »Oma, du musst keine Angst haben, ich bin doch bei dir!« Mir wird ganz warm ums Herz.

Edeltraud Kappe, Dassel, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn jetzt die Schneeglöckchen austreiben, die mein Schwager nach dem Tod meines Vaters im vergangenen Jahr aus dem elterlichen Garten ausgegraben und in Töpfen an uns Kinder verschenkt hat. Keine noch so schön blühenden Schneeglöckchen vom Gärtner können da mithalten.

Rita Böseke-Wigger, Heidelberg

 

Was mein Leben reicher macht

Sonntag früh in der Messe, neben mir ein älterer Herr, mit dem ich mein Gesangbuch teile. Am Ende des Gottesdienstes gibt er mir die Hand und verkündet, nicht ohne Stolz: »Ich bin 96 Jahre alt. Ich wünsche auch Ihnen ein erfülltes Leben!«

Natalie Giesen, Würzburg

 

Was mein Leben reicher macht

Jeden Montag betreue ich meinen Neffen. Er ist acht. Wir haben so viel Spaß zusammen, bei allem, was wir tun, und ich habe jetzt schon Angst davor, dass er meine Betreuung einmal nicht mehr braucht und lieber mit seinen Freunden spielen möchte. Als ich ihm das sage, meint er ganz gelassen: »Tina, ich werde immer zu dir kommen. Und wenn du im Altersheim bist, werde ich dich abholen und im Rollstuhl fahren.« Da geht mir das Herz auf. Ich bin Jahrgang 63.

Tina Schüller, Waldesch bei Koblenz