Mein Mann und ich besuchen Breslau. Wir gehen durch die Straßen und schauen bewundernd hoch zu den Fassaden. Da eilt ein junger Mann an uns vorbei, dreht sich um und sagt: »Schöne Stadt, ja?« Ich sage: »Wunderschöne Stadt!« Er, im Rückwärtsgehen und ganz stolz: »Is majne Stadt!« Ich: »Meine Mama ist auch von hier. Und meine Oma.« Er geht ein paar Schritte weiter, dreht sich noch mal um, kommt her zu mir: »Wie hajßt du?« Ich: »Sybilla.« Er strahlt mich an mit seinem hübschen Gesicht: »I bin Adam!« Und weg ist er.
Wenn meine Frau mich, ihren Mann, gelegentlich auch Frau sein lässt, sie mir schmale, lange Röcke und andere schöne Sachen näht und sie mich darin bewundert, dann fühle ich mich mit all meinen Facetten geliebt und reicher als alle Millionäre dieser Welt.
Nach einem anstrengenden Nachtdienst nicht ins Bett gehen, sondern aufs Mountainbike steigen. Auf einen Berg fahren und bei strömendem, warmem Sommerregen wieder ins Tal rollen. Danke, Daniel, für deine Motivation!
An einem Werktag, deutlich zu früh, im Zug auf dem Weg zur Arbeit. Ich döse mit geschlossenen Augen vor mich hin. An einem größeren Umsteigebahnhof tippt mir ein etwa 15-jähriger Schüler vorsichtig auf die Schulter: »Entschuldigung, müssen Sie hier vielleicht auch aussteigen? « – »Nein, aber danke fürs Wecken!« antworte ich. Mit einem Lächeln auf den Lippen setze ich die Fahrt fort.
Das „Zwillingssyndrom“ – wenn ein Zwilling genauso fühlt wie der andere. Passierte unlängst wieder, als ich aufgeregt in meinem Hamburger Innenstadtbüro arbeitete, während mein Zwillingsbruder seinen ersten Arbeitstag im Klinikum in Tübingen hatte.
Meine Eltern, die mir und mei nem Mann die Alpenüberquerung mit dem Tandem und damit unseren ersten zweisamen Urlaub seit sieben Jahren ermöglicht haben, weil sie auf unsere drei Kinder (6, 4 und 2 Jahre alt) aufgepasst haben. Das Glück, sechs Tage mal nicht Mama zu sein. Und das Glück, die Kinder wiederzusehen und wieder Mama zu sein!
Der italienische Freund meiner Tochter bemüht sich sehr, die deutsche Sprache zu lernen, und hat mich unlängst mit einem ersten kurzen Brief beehrt. Darin grüßt er mich und verabschiedet sich zum Schluss mit: „Ich arme Dich um, C.“ So schön und so schwer ist Deutsch!
Zu sehen, wie meine gehörlose Tochter an ihrem ersten Schultag gespannt darauf wartet, aufgerufen zu werden, und selbstverständlich nach vorne geht, als sie endlich – der wunderbaren Technik des Cochlea-Implantats sei Dank – ihren Namen hört. Glücklich beobachte ich, wie sie nun mühelos und stolz mit der Tabelle der Hörlernlaute ihre Hausaufgaben macht und in die Fußstapfen ihrer großen Schwester tritt.
Der wunderbar sanfte Tonfall, in dem die vietnamesische Mitbewohnerin einer von uns betreuten Therapeutischen Wohngemeinschaft – und auch nur in Momenten höchster Verärgerung – das Wort „Seiße“ sagt.