Direkt vor mir gerät ein Obdachloser ins Wanken und schlägt mit dem Schädel hart auf den Asphalt. Ich zerre ihn von der Straße. In seiner Manteltasche klimpern diese kleinen Schnapsfläschchen. Bevor ihn der Krankenwagen abtransportiert, reckt er seinen Arm empor, in der Hand hält er eins der Flachmännchen: »Da, Kumpel!«, nuschelt er.
Sag einer, es gäbe keine Dankbarkeit!
Ein Erntedankgottesdienst im beschaulichen Mellatz, bei dem der Pfarrer fast seine gesamte Predigt auf der Rubrik »Was mein Leben reicher macht« aufbaut.
Der Herbst; er fährt gerade reiche Ernte ein, rote Vogelbeeren, Hagebutten in allen Größen, von hellrot bis fast schwarz, Brombeeren zum Sattessen, Schlehen und Holunder, und über allem recken Eichen, übersät mit Früchten, ihre Kronen in den blauen Himmel.
Mir fallen in der Speisekammer die Cornflakes herunter und breiten sich über den ganzen Boden aus. Dass unser zweieinhalbjähriger Matthias die Szenerie beobachtet hat, bemerke ich erst an seinem Kommentar aus dem Hintergrund: »Muss noch Milch drauf!«
Ich lebe in der ugandischen Hauptstadt Kampala. Jeden Morgen gehe ich zur Hauptstraße, um die Zeitung zu holen. Dabei komme ich an einer Kirche vorbei, vor der eine kleine schwarze Tafel steht, auf die der Pastor täglich Sinniges, nie aber Biblisches schreibt. »Do you trust the police? Yes or no?« (Die Polizeistation ist 100 Meter die Straße runter). Oder: »A marriage of convenience can be chaotic afterwards. Please avoid.« Nach dem Tod eines Generals neulich: »There are no big or small dead bodies. They are all dead bodies.« An einem Montag: »It is not normal to be happy everyday.« Zumindest des Pastors Sprüche machen mich aber jeden Tag happy!
Manchmal, wenn ich Obst einkoche, besucht mich eine Wespe und »überwacht« mein Tun. Sie ist selbstverständlich die Erste, die (am Fensterbrett) ein wenig von der Marmelade verkosten darf.