Frühmorgens – im Haus ist noch alles still – zur ersten Tasse Kaffee die Tageszeitung lesen. Zuerst den Lokalteil. Manchmal kommt Ärger hoch. Über kleinkarierte Politiker, Vereinsmeierei, unsinnige Verwaltungsentscheidungen. Aber gleichzeitig kommt Freude auf. Denn ich habe mir schon vor einiger Zeit vorgenommen, mich nur noch zu ärgern wenn es Spaß macht.
Donnerstagabends einen Kuchen backen, ihn freitagmorgens zur Post bringen, damit der Freund ihn am Samstag zum Geburtstag hat. Und: Es hat geklappt mit der Post!
Bundesgartenschau in Koblenz. Die Fülle von allem! Blumen jeder Art und Farbe, Stauden, Gemüse, Salate, Bonsais, der Steingarten, die Schwebebahn über den Rhein. Dann die Rosen! Unbeschreiblich. »Zum Niederknien!« sage ich. Ein Mann, im Vorübergehen, bleibt stehen. »Niederknien«, sagt er, »soll man nur vor Frauen«. Er lächelt und ist weg.
Meine amerikanische Brieffreundin lernte ihren Edward im Internet kennen. Jetzt hat sie ihn geheiratet – eine Woche nach ihrem 90. Geburtstag. Es sei ihre letzte Chance
gewesen, schrieb sie mir.
Meine Tochter, jetzt bald ein Schulkind, regt sich masslos auf über die blöde Mama. In ihrer Wut schreibt sie ein Schild und hängt es an ihre Tür: »Mamafabot«. Trotzdem kann sie sich nicht beruhigen. Ich knuddele sie und lobe sie für das toll geschriebene Schild. Das nimmt ihr den Wind aus den Segeln und sie erklärt: »Das habe ich nicht geschrieben, weil du nicht reindarfst, sondern damit Ihr das seht!« Versöhnung kann so einfach sein, wenn alle beweglich sind!
Bei einem Spaziergang plötzlich vor einem Roggenfeld mit eingesprengten Kornblumen zu stehen. Kleine blaue Kronen im sonnengelben Getreide! Gerne hätte ich
dem Bauern gedankt, der diese Schönheit zugelassen hat.
Die unglaubliche Energie und Eindeutigkeit unserer Dirigentin Pia, das Blitzen in ihren Augen bei einem versägten Einsatz, die Spielfreude unserer Big Band »Frame in
Green« und der Optimismus, auch Unvorhergesehenes zu einem guten Ende zu bringen.
Abends die Praxistür hinter mir ins Schloss fallen hören, den Kopf noch voll von Geschichten über Krankheit und Leid. Tief einzuatmen und zu spüren, welche Gnade
es ist, gesund zu sein.