Unser 14-jähriger Eurasier-Schäferhundmischling Bulte kratzt an der Schlafzimmertür. Eigentlich ist es noch zu früh zum Aufstehen, aber mein Mann lässt ihn herein. Der Hund steckt seine Schnauze in meine Hände, wir freuen uns auf den gemeinsamen Tag.
Gestern ging ich auf Wunsch meines dreijährigen Sohnes zur Mahnwache wegen Fukushima und gegen Atomkraft. Wir waren eine halbe Stunde zu früh, es regnete. Ausgerüstet mit Regenkleidung, saßen wir auf einer Bank am Lutherplatz, einem großen Kreisel. Dort haben wir im strömenden Regen ein Picknick gemacht. Noch nie habe ich so viele freundlich lachende Autofahrer gesehen wie an diesem Tag. Danke, Paul!
Wenn ich mich abends, wenn unsere Kinder schlafen, mit meiner Nachbarin zu einem Klönschnack bei einem Glas Wein und der einzigen Zigarette des Tages auf dem Balkon treffe. Dieser Luxus: Zeit für uns selbst. Und der Gedanke, dass meine Nachbarin genau das hier lesen und laut auflachen wird.
Aus dem Nachlass meiner Mutter blieb eine Kakteensammlung, die keiner haben wollte, ich eigentlich auch nicht … Und nun blüht so ein Kaktus jedes Frühjahr mit Dutzenden weißen Sternchenblüten – und ich kann die Faszination meiner Mutter auf einmal gut verstehen.
In meiner Gasse sitzen drei Jugendliche mit dem viel zitierten Migrationshintergrund mitten auf dem abendlich warmen Gehsteig. Einer spielt den anderen laut quäkende Musik von seinem Handy vor und erläutert dazu gestenreich. Als ich näher komme, erkenne ich die Melodie: Beethovens Fünfte.
Das schwerstbehinderte Mädchen, das am Ende unserer Straße wohnt, malt wunderschöne Bilder mit Straßenkreide – vermutlich wäre Keith Haring neidisch darauf gewesen. Jeder Regen wischt sie weg. Und an jedem Sonnentag sitzt das Mädchen wieder dort und malt. Wenn ich an ihr vorbeijogge, nehme ich die Bilder in Gedanken mit auf die Laufstrecke. Manchmal lächelt sie mich sogar an.
Vier Tage Hurricane-Festival. Mit den besten Freunden zelten, trinken, tanzen, lachen und natürlich rock ’ n’ rollen. Am Montag zurück in der Zivilisation. Man sucht nach Gleichgesinnten – Kennzeichen: das blaue Festival-Armband – und grinst sich schelmisch zu.
Mit meinem sechsjährigen Sohn im Zeitalter von Nintendo und Computer in unserer Ferienwohnung abends Kniffel zu spielen … und er schreibt die Punkte auf.
Jeden Sommer aufs Neue begeistert mich der Inhaber unserer Eisdiele mit seiner liebevoll durchdachten Art, das Eis zum Mitnehmen zu verpacken. Auch wenn die Eisbecher auf dem Beifahrersitz Kilometer über Land gefahren wurden, ist nichts ausgelaufen und die Sahne noch genauso appetitlich in Form wie gerade eben aufgesprüht.
Der alte, feingesichtige indische Herr, der gelegentlich eine Station vor mir aus dem Bus steigt, seine Tüten abstellt, meine Augen sucht und seine Hände vor der Stirn faltet und mich grü.t: »Namaste – ich grü.e das Licht in dir …«