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Was mein Leben reicher macht

Mein Mann und ich haben vor einiger Zeit begonnen, jeder ein Instrument zu erlernen: er E-Gitarre, ich Saxofon. Mittlerweile können wir schon einen kleinen Blues zusammen spielen. Welch ein schönes Gefühl, selbst Musik zu machen! Ja, und auch, mit 40 Jahren noch einmal Schüler zu sein.

Martina Hömann, Bisingen-Wessingen

 

Was mein Leben reicher macht

Das Foto unserer süßen Tochter Caroline. Sie steht im Garten und hat einen frisch gepflückten Apfel in der Hand. Das Foto wurde im August 2009 aufgenommen, da war Caroline 20 Monate alt. Am Samstag, dem 19. September 2009 haben wir uns zuletzt gesehen.

Walther Weih, zzt. JVA Bielefeld-Brackwede

 

Was mein Leben reicher macht

„Du bist schuld!“ gröhlt er strahlend und stuppst mich mit dem Zeigefinger ein paar Mal in die Schulter. Jahre nach der Trennung von seiner Mutter sehe ich meinen „geleasten“ Sohn (aus der ersten Ehe meiner Ex-Frau und inzwischen 18 Jahre alt) zum ersten Mal wieder. Wir klönen fröhlich über die inzwischen vergangene Zeit und seine hervorragenden schulischen Erfolge in Mathe. „Wenn Du damals nicht …!“ schickt er gespielt vorwurfsvoll hinterher. Eigentlich war’s ja er! Er hatte mich vor der Hälfte seines Lebens gefragt, wie denn eigentlich Computer funktionieren. Meine Meine Antwort: „Mit Nullen und Einsen“ erntete erst ungläubiges Staunen bei dem kleinen Kerl, führte dann aber in – mit vielen kleinen Erfolgserlebnissen gespickte – und lustige Stunden des binären Rechnens. Als seine Mutter uns später mit reihenweise Zetteln voller wilder Zahlenkolonnen vorfand, erklärte sie uns knapp für verrückt. Seither weiß ich, dass es manchmal wunderschön ist, schuld und verrückt zu sein.

Henning Brusdeilins, Weinheim

 

Was mein Leben reicher macht

Taufgottesdienst und Vorstellung des jungen Pastorenehepaars. Volle Kirche und eine erfrischend kritische Predigt. Plötzlich fängt der kleine Bruder des Täuflings an zu lachen. Mehrmals und ganz laut. Bis die ganze Kirche lacht. Beim Nachgespräch stellt sich heraus, der Pastor – ein ehemaliger Zirkuskünstler – hat das Kind zum Lachen gebracht. Gefragt, ob sie das denn nicht bei der Predigt gestört habe, antwortet die Pastorin: „Nein, eigentlich hätte ich ja an dieser Stelle aufhören können.“

Klaus Harjes, Bad Fallingbostel

 

Was mein Leben reicher macht

Manolo, mein vierjähriger Enkel, turnt und spielt mit seinen Kameraden in einer Turnhalle. Ich stehe als Beobachter am Rande. Plötzlich und unvermittelt rennt er quer durch die ganze Halle auf mich zu, umarmt mich, gibt mir einen Kuss und läuft zu seiner Riege zurück. Das Herz geht einem auf…
Frank Laier, Stuttgart

 

Was mein Leben reicher macht

Samstags bei meinem türkischen Gemüsehändler einkaufen. Die nette junge Frau an der Kasse wünscht mir in tadellosem Deutsch ein schönes Wochenende. Ich antworte mit meinen dürftigen Türkischkenntnissen „Iyi hafta sonu“ Sie strahlt über das ganze Gesicht und freut von ganzem Herzen über eine deutschen Kundin, die in ihrer Sprache antwortet.

Elisabeth Krause, Monheim am Rhein

 

Was mein Leben reicher macht

Zu erleben, wie die Männer meines kleinen kanarischen Dorfes, junge wie alte, den Tag beginnen: Jeden Morgen zuerst ans Meer gehen und einige Minuten über Wasser und Himmel schauen, bevor sie in ihre Autos steigen, um in lebhaftere Inselorte zur Arbeit zu fahren …

Sigrid Braun-Umbach, Berlin und Lanzarote

 

Was mein Leben reicher macht

Mit meiner Mutter am Grab meines Vaters: Wir weinen und philosophieren über das Leben. Und bevor wir das Grab verlassen, holt meine Mutter ihr Taschentuch aus dem Mantel, wischt sich über die Augen und trocknet dann meine Tränen. »Ach, das habe ich auch lange nicht mehr gemacht«, sagt sie. Mama ist 84, ich bin 55.

Mechthild Brien, Ahrbergen, Niedersachsen