Wenn um halb neun mein Telefon klingelt. Am anderen Ende ist mein 13-jähriger Bruder und bittet mich, ihm wieder vorzulesen. Ich fange an, zwischendurch unterbricht er mich, um etwas zu erzählen oder um wichtige Fragen zu klären: „Kann ich meine eigene E-Mail-Adresse haben?“ Oder: „Schaffst du deine Doktorarbeit?“ Wir diskutieren das aus, und ich lese weiter. Mit der Zeit wird er leiser, bis ein ganz leises „Gute Nacht!“ erklingt, worauf ich Gute Nacht! Und träum was Schönes!“ erwidere und wir gleichzeitig den Hörer auflegen.
Ein sechsjähriges Hundemädchen, das wir in traurigem Zustand aus dem Tierheim geholt haben und das jetzt entspannt und zufrieden im Hundekorb das neue Leben genießt. Meine Frau, unsere zwölfjährige Tochter und ich sitzen vor diesem emotionalen Lagerfeuer und genießen den Anblick. Und denken voll Dankbarkeit an unsere „alte“ Hündin, die uns vor wenigen Wochen verlassen hat.
Meine Mutter. Ihr Duft, ihre Sturmfrisur, kurz nachdem sie aufgestanden ist, ihre kalten Wangen, wenn sie von der Arbeit heimkommt. Und ihre Art, in jeder Situation Zeit für eine kleine Knuddelei zu haben. Ich bin so froh, dass es dich gibt, Mama!
Um ein dem vorgefunden Bücherbestand entsprungenen Würfelgedicht spann sich auf einer Berghütte weit über der Zivilisation, im Beisein eines guten Freundes und Vorlesers, ein Geflecht aus Gehörtem, Gesehenem und Gedachten. Ein spielerisch gefülltes Blatt, wie man es gerne öfter hätte, auch dieses Jahr.
Vor 25 Jahren war ich ein guter Schwimmer. Als ich mit leichtem Training wieder anfing, war es, als wäre das Wasser mein Gegner geworden: Wie eine zähe Masse stellte es sich mir in den Weg. Doch durch regelmäßiges Training und Konzentration auf die neuen Techniken habe ich endlich meine Freude wiedergefunden. Jetzt lässt sich das hellblaue Wasser wieder leicht durchgleiten, ohne dass die Arme nach wenigen Metern schmerzen. Ein inneres Glücksgefühl!
Wenn meine Mitbewohner (ein frisch verheiratetes Pärchen) vor ihrem morgendlichen Rendezvous in der Dusche nicht vergessen, den Becher mit meiner Zahnbürste vor die Badezimmertüre zu stellen, sodass ich nicht mit ungeputzten Zähnen zur Arbeit gehen muss.
Dass die Schüler meiner 4. Klasse in der Zeit meiner Abwesenheit (Elternzeit) denjenigen zum Klassensprecher gewählt haben, der kurz vor Schuljahresstart ins Kinderheim umziehen musste. Jetzt beim Schreiben
der Zeugnisse macht mich dies zum wiederholten Male stolz und glücklich.
Wenn ich mal wieder wegen Aufregungsgedankenchaos oder menstrualer Sorgenweltuntergangsstimmung nicht einschlafen kann und mein Prinz mir zärtlich den Kopf streichelt und dabei Märchen vorliest. So lange, bis ich eingeschlafen bin! Es ist wie eine Rückkehr in die Geborgenheit der Kindheit.
Dass meine Oma nach 81 Jahren einfach einschlafen durfte und keine großen Schmerzen mehr erleiden musste. Ich werde sie immer in meinem Herzen bei mir haben und niemals vergessen.