Mein Sohn hat Bärlauch gesammelt. Ich wusste gar nicht, dass er sich mit Wildkräutern auskennt, aber auf meine sorgenvolle Frage hin hat er mich überzeugt, dass er die Pflanze sehr wohl vom Grün der Maiglöckchen und Herbstzeitlosen unterscheiden kann. Jetzt genieße ich abends nach der Arbeit die leckere Bärlauchbutter.
Mit dem Bayern-Ticket im Zug von Lindau nach Nürnberg sitzen, bei strahlend blauem Himmel die ZEIT lesen, am Rand der Alpen entlangfahren und beobachten, wie die wärmenden Strahlen der Frühlingssonne den restlichen Schnee schmelzen. Endlich wieder Frühling.
Weil es mein Leben ärmer macht (ärmer an Schlaf), nehme ich mir vor, am Abend nicht mehr in den alten Fotos und Unterlagen zu stöbern. Und tue es doch.
Später als geplant, aber um glückliche Erinnerungen und Gedanken bereichert, schlafe ich ein.
Der Fernbusfahrer – er pfeift ein Liedchen, sagt seinen Spruch auf zur Gurtpflicht und zur Toilettennutzung. Dann wendet er sich grinsend an seinen Kollegen auf dem Nebensitz: »Gut so?«, fragt er so laut, dass es der halbe Bus mithört. Es war wohl sein erster Tag. Ich krieg gute Laune bei so viel ungehemmter Fernbusfahrerindividualität.
Beim Oldtimer-Teile-Markt mit meinem kleinen Sohn in den gebrauchten Spielzeugautos wühlen und dabei Modelle aus meinen Kindertagen wiederzuentdecken!
Meine Frau (81 Jahre) leidet an Demenz. Sie kann nicht mehr gehen, nicht mehr stehen, vor allem aber kann sie nicht mehr reden. Ich betreue meine Frau rund um die Uhr. Ich gebe ihr Essen und wickle sie viermal am Tag. Ich bin der Verzweiflung nahe – da schenkt sie mir ein Lächeln.
Meine Eltern hatten eine Freundin, die seit Kurzem verwitwet ist, zum Sonntagsbrunch eingeladen. Unerwartet war ich dazugestoßen. Am nächsten Tag sagte mir (53 Jahre) meine Mutter am Telefon: »Gut, dass du dabei warst. Dadurch herrschte eine andere Stimmung, als wenn wir Erwachsenen unter uns gewesen wären.« Wie wunderbar, dass man nie aufhört, ein KIND zu sein!
Auf dem Pferderücken mit meiner Freundin am Flutsaum entlangzureiten. Die Sonne wärmt schon im Gesicht. Ich fühle mich wie auf dem Pferdebild von Max Liebermann.