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Insel der Glückseligen

Zu siebt am Vierertisch. Ich sitze mit drei meiner liebsten Kolleginnen in der Kulturkantine: zwei sind schwanger und die dritte wiegt ihre sechs Wochen alte Tochter. Der Fluss des Lebens. Und wir verbringen eine Stunde auf der Insel der Glückseligen.

Annette Heilemann, Nürtingen

 

Pass verloren, Freund gefunden

Anfang August. Ich steige aus dem Taxi am Busbahnhof von Lissabon. Nehme meinen Koffer und stelle fest, dass ich mein Sakko mit Reisepass und Handy im Taxi habe liegen lassen. An der Information reicht mir eine nette Dame ihr Handy, damit ich mein eigenes anrufen kann. Vielleicht antwortet der Taxifahrer. Negativ. Ich rufe vier Taxizentralen an. Negativ. Mein Bus nach Hause fährt ab. Ich gehe zum Taxistand und erkläre einem Fahrer meinen Fall. Er sagt, ich sollte zum Flughafen zurückfahren und mit der Polizei sprechen. Er fährt mich hin und lässt mich bei 2 Polizisten aussteigen.

Dort findet ein Polizist das Nummernschild meines Taxi heraus. Wir laufen an etwa 100 Taxis entlang, hören blöde Bemerkungen, finden das richtige Taxi aber nicht. Der Polizist läuft mit mir zum Terminal zurück und sagt, ich solle doch den Bus zum Busbahnhof nehmen, oder ein Taxi ab der Abflughalle, die sind dort billiger. Ich will mich erkenntlich zeigen. Er sagt: „Das ist mein Job“. Zwei Tage später schreibe ich an den Polizeichef von Lissabon.

Drei Tage vor Weihnachten ruft der Polizist mich an, er wünschst frohe Weihnachten. Ich frage, ob es eine Reaktion auf meinen Brief gab. Er sagt, ja deshalb rufe er an: Weihnachtsfest der Lissabonner Polizei, er wird auf die Bühne gerufen, mein Brief wird vorgelesen und es gibt Applaus und ein großes Weihnachtsgeschenk und eine zusätzliche Gehaltsprämie für ihn. Bevor er auflegt sagt er noch: „Wenn Sie wieder in Lissabon sind, rufen Sie mich an, dann gehen wir einen Kaffee trinken!“ Sein überraschender Anruf war mein schönstes Weihnachtsgeschenk.

Johan de Rie, Mértola, Portugal

 

Die Zeit schlendert

Zwischen den Jahren: Muße. Die Zeit schlendert, wo sie sonst meist galoppiert. Ruhe. Mit Freunden treffen, lesen, Musik hören, all die Dinge tun, die sonst wegen all des „Funktionierens“ keinen Raum haben. Zwischen den Jahren: die schönste Zeit im Jahr.

Karla Wagner, Bremen

 

Was mein Leben reicher macht

Mein 3 Monate alter Enkel David, auf dessen zahnloses Lächeln ich mich jeden Tag freuen darf!

Karin Varchmin-Schultheiß, Dortmund

 

…und sie wussten genau, was sie spielten

Mehr als 50 Jahre autodidaktische Musik mit Blues und R&B. Jetzt, im Ruhestand, nehme ich jede Woche Jazzgitarren-Unterricht. Endlich lerne ich, was Pentatonik, Skalen, Voicings und der Quintenzirkel sind und dass es nicht nur eine Tonleiter gibt. Ich dachte früher: Beim Jazz macht jeder, was er will. Dabei ist alles wunderbar logisch, und Heroen wie Joe Pass, Barney Kessel oder Miles Davis wussten genau, was sie spielten.

Kurt Koch, Schieder-Schwalenberg, Kreis Lippe

 

Was mein Leben reicher macht

Montagmorgen. Eine Schülerin klopft an meine Klassenzimmertür. „Können Sie mal kommen? Ich hab was für Sie.“ Sie schenkt mir einen Lebkuchen, den sie am Sonntag auf dem Weihnachtsmarkt gekauft hat: „Ich hab an Sie gedacht!“

Sandra Thulke, Stutensee, Landkreis Karlsruhe

 

„Ich mag euch!“

Die Bücherhallen Hamburg, andernorts Stadtbücherei genannt, fragten ihre Kunden anlässlich des 111. Geburtstages: Was schätzen Sie besonders an den Bücherhallen? In der Bücherhalle Barmbek schrieb ein Junge: „Michael Jackson, Black Eyed Peas, Dagobert Duck, Kid Paddle, Lucky Luke, Asterix, Spirou, Marsupilami, Harry Potter, Sherlock Holmes habe ich schon ausgeliehen (natürlich noch viel mehr). Das finde ich gut. Und ich kenne fünf Leute, die euch auch gut finden. Ich mag euch!“ Meinen Kolleginnen und mir wurde ganz warm ums Herz.

Joachim von Elsner, Hamburg

 

Esst mehr Obst!

Wenn meine dreijährige Tochter mir morgens mit dem Hinweis „Du musst Obst essen, das ist gesund und lecker“ Spielobst aus ihrem Kaufladen in die Tasche packt.

Johannes Krause, Hamburg

 

Winterfreuden

Als erste beim Winterspaziergang durch den watteweichen Schnee stapfen. Beim Öffnen der Haustüre schon den Duft des frisch aufgebrühten Kaffees riechen. Schließlich im Wintergarten gemütlich im Sessel sitzen und die fallenden Schneeflocken und den regen Flugverkehr im Vogelfutterhäuschen beobachten.

Renate Massmann-Krei, Allensbach

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Neffe und meine Nichte: ihre immer schöner werdenden Kritzeleien, ihr Schreien, ihr Lachen, ihr Entdeckungswille.

Jenny Block, Jena