Ich war zu einem Sprachkurs in Florenz. Da meine Unterkunft mir eine Stunde Fußmarsch zum Unterricht bescherte, machte ich mich auf die Suche nach einem gebrauchten Fahrrad. Ich fragte die Menschen auf der Straße nach einem entsprechenden Geschäft und bekam den Erwerb eines geklauten Gebrauchten ans Herz gelegt (mit Ortsangabe für den Einkauf). Ich suchte weiter. Bis ein alter Mann auf meine Frage hin wortlos in seiner Garage verschwand und mir kurzerhand ein wunderschönes antikes rotes Fahrrad schenkte. Ich war gerührt und bin vier Wochen lang glücklich durch Florenz geradelt. Zum Ende meines Aufenthalts habe ich es weiter verschenkt.
Unsere Tochter (6) ist gerade in die Schule gekommen. So vieles ist noch neu und aufregend – unter anderem auch der Schulweg und das Busfahren. Und auch mir als Mama fällt die Umstellung nicht ganz leicht. Loslassen. Vertrauen. Nahezu jeden Morgen steht der Direktor der Ludwig-Thoma Grundschule an der Schulbushaltestelle, die in der Nähe einer ziemlich befahrenen Kreuzung ist. Er schaut, ob alle gut ankommen, vor allem die Erstklässer, begrüßt sie zum Teil persönlich, begleitet sie ins Schulhaus und bittet die vorbeilaufenden Gymnasiasten darum Vorbild zu sein, wenn diese mal bei rot oder quer über die Straße rennen. Ich bin froh, dass es solche Pädagogen gibt. Mein Kind ist gut aufgenommen und mein Mutterherz hüpft vor Freude als ich nach Hause laufe.
Ich besuche eine alte Dame, die meine Urgroßmutter sein könnte, an ihrem 99. Geburtstag in Odessa, Ukraine. Früher hat sie sehr gerne getanzt. Es ärgert sie, dass sie immer schwächer wird. „Heute kann ich nicht, aber wenn du in einem Jahr wiederkommst, tanzen wir zusammen Walzer!“, sagt sie und lacht.
Über 43 Jahre Polizeidienst (davon mehr als 35 Jahre im Wach- und Wechseldienst) ohne schwerwiegende psychische und physische Blessuren überstanden zu haben. Und hoffentlich noch lange mein Ruhegehalt zu bekommen.
Nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kommen und von meiner fast dreijährigen Tochter mit einem „Papa, ich habe dich vermisst“ begrüßt zu werden und von meinem fünf Monate alten Sohn, der vor Freude gar nicht mehr aufhört zu grinsen und zu strampeln, weil der Papa wieder da ist.
Frühmorgens erwacht das Haus zum Leben. Eine müde Mutter hört im Hintergrund die Kinder quasseln. Die großen Brüder helfen der kleinen gehbehinderten Schwester aus dem Bett. Nach einer Weile im warmen Bett schaue ich nach den Kindern. Sechs Paar tiefblaue Augen strahlen mich an: „Mama, wir spielen schon!“ Tiefes Glück am Anfang eines freien Wochenendes!
Noch Monate nach meiner Geburtstagsfeier wird mir beim Gedanken daran warm ums Herz. Wenn ein Sohn im Namen von drei erwachsenen Kindern wunderbare Worte findet, die dem gelebten Leben Bedeutung und Sinn geben. Und wenn einige Zeit später die drei sich Zeit nehmen, anreisen und der Mutter zwei erfüllte und erfüllende Tage schenken – das macht mein Leben reich!“