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Glühwürmchen Nummer 1

Die Spaziergänge mit meiner Mischlingshündin jeden Tag. Am Freitagabend – es war schon ziemlich dunkel – habe ich zum ersten Mal in unserer Gegend ein Glühwürmchen gesehen.

Eva Böhringer-Hesse, Rottenburg

 

60 Jahre Brieffreundschaft

„Seit der Quinta vor sechzig Jahren verbindet mich eine Schülerinnen-Brieffreundschaft mit „meiner“ Französin Yvette. Von Heirat, Kindern, der goldenen Hochzeit erzählen wir uns, seit letztem Jahr sogar per E-Mail. Jedes Mal ein kleines Wunder!

Ingrid Nusser, Ludwigshafen

 

Reise ins Blaubeerland

Kinder in kurzen, blauen Anzügen mit grünem Kragen oder in rotweißen Kleidchen mit Puffärmeln: Im kleinen Souvenirshop des Stockholmer Rathauses hatten sie mich plötzlich angelacht. Das Buch, dem sie entstiegen waren, fand ich schließlich in einer Eppendorfer Buchhandlung: Elsa Beskows Lasse im Blaubeerland. Vier Jahre später lese ich nun meiner Tochter vom Reich des Königs der Blaubeeren und von der Preiselbeeren-Mutter vor. Beeren essend erfreuen wir uns gemeinsam an Lasses Glück und träumen davon, selbst einmal das verzauberte Land zu besuchen.

Anja Arica, Münster
Lasse im Blaubeerenland ist bei Urachhaus/geistesleben erschienen

 

Bei Oma zu Hause

Mein 5-jähriger Enkel kommt für zwei Wochen zu Besuch. Er klettert aus dem Auto, beide Arme voller Spielzeug, rennt mir entgegen und ruft: „Omi, ich freue mich so, dass ich wieder bei dir zu Hause bin!“ Mein Herz wird weit, und meine
Knie werden weich.

Renate Martin, Hamburg

 

Erinnerung an Albert Schweitzer

Im Seniorenheim, in dem ich arbeite: Die Sonne brennt auf den Innenhof. In Demenz versunken, schauen einige Bewohner im Schatten trübe vor sich hin. Nur eine 98-Jährige, mit Hut und Handschuhen, scheint fröhlich zu sein. „Sie können diese Hitze gut ertragen?“ frage ich sie. Da blitzen ihre Augen auf: „Ja, in Brasilien ist es heiß gewesen, und auch in Lambarene, bei Albert Schweitzer“. Ich setze mich zu ihr. „Schweitzer sang in der Sonne. Ich war Schwester, bei ihm und in Brasilien. Mich erinnert die Sonne an meine Hilfe für die Kranken.“ Sie neigt den Kopf, schließt die Augen und erträgt die unerträgliche Hitze geduldig.

Detlef Romey Schienke, Mölln

 

Livestream aus dem Nest

„Komisch“, denke ich bei mir beim Frühstück mit Blick auf den Balkon, „der Vogel, der eben dort in der Nische gelandet ist, muss doch auch mal wieder wegfliegen!“ Und dann die Entdeckung: In der äußersten Ecke baut dieser Winzling sein Nest!
Das war Ende Juni, und ich beschloss, den Balkon für die Saison zu sperren. Installierte eine Webcam und glänzte bei meiner Frau mit Frühstücksfernsehen der besonderen Sorte: Livestream aus dem Grauschnäpper-Nest. Aus der verrückten Idee ist mittlerweile ein Blog geworden und aus den drei Eiern …

Daniel Rudolph, Berlin

 

Der erste Studenten-Sommer

Präpkurs für immer vorbei, Testate geschafft, den Umzugskraftakt bewältigt, und jetzt mit zwei Freunden aufs Dach klettern. Bei eisgekühltem Rosé, Pistazien, ein wenig Jazz, Teelichtern und den typischen Studentengesprächen (über Gott, die Welt, die Liebe und die Organsystemeklausur) den Abend genießen. Ach, wie fühlen wir uns erwachsen und frei! Und bald, zu Hause, schlafen wir wieder im Hochbett im Kinderzimmer und lassen uns von unseren Eltern verwöhnen. Kann es etwas Schöneres geben als diesen ersten Studenten-Sommer?

Jana Burkhardt, Rostock

 

Der Funke Lebendigkeit

Zum Glück ist meine Wohnungstür nicht zu dick. Morgens sitze ich beim Frühstück – und höre fröhliche Kinderstimmen. Die zweijährige Tara und ihr großer fünfjähriger Bruder David werden angezogen für den Kindergarten. Mir wird es ganz warm ums Herz. Auch mal ein Poltern, Stühle rücken oder eine Jagd rund ums Haus stören mich nicht. Es ist das pure Leben! Der Funke Lebendigkeit, der auch mich jung erhält!

Beate B. Nagel, Oy-Mittelberg, Allgä

 

Dem Helfer helfen

Seit einem Vierteljahrhundert fahre ich regelmäßig nach Qinghai, in die tibetisch geprägte Provinz im Nordwesten Chinas. Nachdem am 14. April ein Erdbeben die Stadt Jiegu zerstört hat, unterstütze ich vor Ort eine Nothilfeaktion. Zurück in der Provinzhauptstadt Xining, nehme ich ein Taxi. Der Fahrer fragt mich, ob ich zum Spaß nach Qinghai gekommen sei, und
ich erkläre ihm, warum ich in Jiegu war. Als ich die Taxifahrt bezahlen will, nimmt er das Geld nicht an. Weil ich zum Helfen hier sei.

Andreas Gruschke, Freiburg

 

Familienbetrieb macht Bürsten

In Naumburg an der Saale gibt es einen wunderbaren Bürstenladen: In der Bürstenmacherei Steinbrück („Laden seit 1885“) stellen Mutter und Sohn Bürsten für jede Lebenslage her und verkaufen sie. Die Bürste meiner alten erzgebirgischen Spielzeug-Straßenkehrmaschine hatte alle Haare verloren – man baute sie mir nach. Bitte, liebe Naumburger und liebe Naumburg-Touristen: Besuchen Sie dieses rare Kulturgut am Steinweg!

Ulrike Wendland, Halle (Saale)