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Was mein Leben reicher macht

Wenn mein Auto auf der Wochenendfahrt kaputtgeht und ich auf den Zug umsteige, der Zug dann einen Defekt hat, sodass ich auf einem Dorfbahnhof eine Stunde mit anderen Reisenden im Sonnenschein zwischen Schneeresten stehe… und wir nicht auf die Bahn schimpfen, sondern uns gemeinsam darüber freuen, dass es nicht regnet.

Elke Herrmann, Eisenach

 

Was mein Leben reicher macht

Ich bin im Außenbecken der Therme. Es fängt an zu schneien, ganz dicke Flocken. Und alle, ob Groß oder Klein, Alt oder Jung, recken ihren Kopf in Richtung Himmel, schließen die Augen und versuchen mit weit geöffnetem Mund, eine Schneeflocke zu erhaschen.

Margarete Dannenberg, Salzhemmendorf, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Mit meinem Bruder (den ich erst vor fünf Monaten kennengelernt habe) im Supermarkt über Ingwer und Dörrbirnen philosophieren und dann heimfahren und Mäusekino gucken. Ganz viel lachen. Und gemeinsam mit ihm seinen dreißigsten Geburtstag feiern.«

Denise Heinzmann, Leipzig

 

Was mein Leben reicher macht

Hochschwanger mit dem ersten Kind, Mittagsschlaf. Im Halbschlaf höre ich meinen Mann im Kinderzimmer hämmern und fluchen, dann fragt er nach Pflastern. Endlich darf ich gucken kommen: Die Schubladen an der neuen Wickelkommode sind windschief, aber das erste Mal sehe ich meinen Mann mit Vaterstolz im Gesicht.

Julia Dahlkamp, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Ich arbeite im ambulanten Pflegedienst. Frau Hoppe ist nach einem Krankenhausaufenthalt glücklich wieder zu Hause. Jemand hat auf ihrem Kulturbeutel ein Pflaster mit ihrem Namen angebracht, aber falsch geschrieben, ein p fehlt: »Fr. Hope«. Das Namenspflaster wird nicht entfernt, die Hoffnung geht weiter mit durch den Tag.

Anne Ullner, Herten, Nordrhein-Westfalen

 

Was mein Leben reicher macht

…wenn ich mit dem Schlitten, den ich vor 57 Jahren von meinen Eltern geschenkt bekam, morgens den Berg zur Arbeit hinunterflitze und mir der Fahrtwind Tränen in die Augen treibt.

Hellmuth Eisinger, Blaubeuren

 

Was mein Leben reicher macht

Ich (16 Jahre) sitze zusammen mit meiner Mutter und meiner 80-jährigen Oma am Tisch. Mir rutscht ein Rülpser heraus. Meine Mutter wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu. Meine Oma grinst nur und rülpst zurück. Die ist und bleibt die Beste.

Nele Fröhlich, Hemsbach, Baden-Württemberg