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Was mein Leben reicher macht

Als Rentner in einer Nachbarschaftsband die Bassgitarre zu spielen. Die anderen Bandmitglieder sind jünger. Wenn dann beim Konzert meine Enkeltöchter vor der Bühne tanzen, geht mir das Herz auf.

Hans-Ulrich Lübge, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Gestern, beim Einparken: Der automatische Einparkassistent kurbelt munter das Lenkrad, begleitet von allerlei abstandwarnenden Pieptönen und einem wachsamen Display, alles vollautomatisch. Beim Blick auf den Bürgersteig bemerke ich einen älteren Herrn – sympathischer Senior, sicher jenseits der 70 –, der mich gestenreich in die Parklücke einweist. Nach vollbrachter Tat lupft er freundlich den Hut und geht seines Weges.

Nick Lambert, Trier

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Schwiegereltern! Stets versorgen sie uns mit frischem Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Für die Enkel verstecken sie sich hinter Schränken, lesen zum hundertsten Mal das Räuberbuch und schaben (fast) wöchentlich Spätzle. Wir dürfen das Babyfon einfach einen Stock runterbringen und den Abend zu zweit genießen. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass das Leben unter einem Dach so harmonisch verläuft.

Lotte Kirgis, Korb, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Nach sechs Monaten in Hongkong wieder daheim sein. Gemütlich auf der Couch sitzen und die unglaubliche Ruhe auf dem Dorf genießen.

Carolin Bach, Gemmrigheim, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn meine Tochter Celia mir zum Beginn meines Seniorenstudiums (Kunstgeschichte und Philosophie) eine Schultüte bastelt. Ich bin 1969 in die Schule gekommen, und auf dem Land gab es einfach keine Schultüten. Das war »Firlefanz«.

Renate M. Paus, Düsseldorf

 

Was mein Leben reicher macht

Die Autokorrektur meines Handys, die mir beim Eintippen des Wortes »Sonne« prompt das Wort »Sommerhaus« vorschlägt. Erinnerungen werden wach: an laue Nächte unterm Gebälk im Sommerhaus bei meinen Eltern auf dem Land.

Marieke Bea, Hannover

 

Was mein Leben reicher macht

Die Frau, die ein Stück ihres Lebens, ihrer Zukunft, ihren Alltag und all ihre Sicherheit aufgab, um ein neues Leben mit mir zu beginnen. Danke, Fräulein Bird!

Jonas Dostert, Puligny-Montrachet, Frankreich

 

Was mein Leben reicher macht

In einem Berliner U-Bahn-Café. Eine südländisch aussehende junge Stadtstreicherin steht vor mir am Tresen und drückt sich an der Scheibe die Nase platt. Die Verkäuferin herrscht die Stadtstreicherin an: »Wat denn nu!« Meine Nackenhaare stellten sich senkrecht. Ich frage die Stadtstreicherin, was sie möchte. Sie deutet stumm auf Kuchen und Kaffee. »Zahle ich«, sage ich. Wortlos, mit verhaltenem Lächeln, zieht die Stadtstreicherin von dannen. »Für mich eine Schokolade und ein Croissant.« »Macht acht Euro«, kommt es barsch über den Tresen, »aber für Sie die Hälfte!«

Peter Goebel, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Der friedvolle Abschied unserer Großmutter (91). Nach 39 Jahren als Witwe hat ihr Mann sie an der Himmelspforte abgeholt – an ihrem Hochzeitstag.

Mirjam Bahne, Sprockhövel

 

Was mein Leben reicher macht

Die Heimat verlassen, die Liebe finden und nach 20 Jahren wieder in den Heimatort zurückziehen. Mit meinen Liebsten zu meinen Liebsten!

André Rehm, noch Roßdorf, Hessen, bald wieder Spirkelbach, Rheinland-Pfalz