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Was mein Leben reicher macht

Als Feuerwehrmann komme ich zu einem Zimmerbrand in voller Ausdehnung. Flammen schlagen aus dem Fenster, die gesamte Straße ist dicht verqualmt. Am Fenster über der brennenden Wohnung steht ein Mann und schreit um Hilfe. Ich fahre mit der Drehleiter zu ihm, er springt in den Drehleiterkorb, ich bringe ihn sicher zu Boden. Als er aussteigt, sagt er: »Danke, Feuerwehrmann!«

Gregor Thiehoff, Oer-Erkenschwick

 

Was mein Leben reicher macht

Vor vier Jahren haben wir sie bei einem Glas Wein im Hinterhaus kennengelernt: unsere Nachbarn. Seitdem gab es kaum einen Tatort, den wir nicht zusammen geguckt, keinen Kuchen, den wir nicht zusammen gegessen, und keine Grippe, mit der wir uns nicht gegenseitig angesteckt hätten. Wir sind Paten und Trauzeugen geworden. Jetzt ist die erste von ihnen ausgezogen, um zurück nach Hannover zu gehen. Und auch wenn wir gerade den »Blues« haben: Reich bleiben wir trotzdem.

Johanna und Martin Bastian, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Im Pendlerzug. Zwei Männer, wohl Arbeitskollegen, unterhalten sich, der etwa neunjährige Sohn des einen hört zu: »Die Bewerbungsphase ist abgeschlossen. Es hat sich auch ein Ossi beworben.« Der Sohn sofort mit fragendem Blick zum Vater: »Papa, was ist ein Ossi?«

Maximilian Fritsch, Regensburg

 

Was mein Leben reicher macht

Sonntagnachmittag. Käsekuchen essen mit Familie Bieler, meinen absoluten Lieblingskuchen. Und selbst gemachtes Quittengelee im Gepäck für die Rückreise von Mecklenburg-Vorpommern nach Köln. Und einen neuen Krimi!

Sabine Wrobel, Köln

 

Was mein Leben reicher macht

Im Frühjahr 1989 ließ ein kleiner Junge in Münster einen Luftballon steigen, an dem ein Zettel mit seiner Adresse hing. Wochen später kam Post aus einem Dorf nahe Görlitz. Ein Mädchen und seine Freundin hatten den Ballon in einem Baum entdeckt. Obwohl es verboten war, holten die Väter den Ballon herunter.

Die beiden Kinder hatten sich nicht viel zu schreiben, aber die östliche Mutter begann einen regen Briefwechsel mit der westlichen. Die beiden Familien waren ähnlich und doch verschieden: ähnliches Alter der Eltern, jeweils zwei Kinder, die einen Mädchen und Junge, die anderen zwei Töchter. Die einen Eltern beruflich sicher, die anderen schwer im Umbruch in unklaren Verhältnissen auf der Suche nach der individuellen Zukunft.

Zum Sommer 1990 kam eine Einladung aus Sachsen an die Familie aus Münster. Und beim Kennenlernen stellte sich heraus: Die Chemie stimmte. In den darauffolgenden Jahren besuchten sich Kinder und Eltern in wechselnden Zusammensetzungen, später nur noch die Eltern, berichteten sich aber genau, was mit den Kindern lief. Im Herbst 2013 fiel der ältesten Tochter auf, dass man sich nun schon bald 25 Jahre kannte und dass das gebührend gefeiert werden müsse. Am 3. Oktober 2014 trafen sich alle auf halber Strecke: Ein Ferienhaus im Harz am Brocken reichte für vier Eltern, vier Kinder samt Anhang und für inzwischen sechs Enkelkinder aus Sachsen, dem Rheinland und dem Münsterland.

Der nächste Termin ist schon verabredet: Ostern 2016 treffen sich alle an der Ostsee.

Marlies Hucht, Münster

 

Was mein Leben reicher macht

Im vergangenen Jahr verbrachte ich längere Zeit in der Klinik. Im Park dieser Klinik wuchs ein wunderschöner Rosenstrauch mit duftenden Blüten, der meine Tochter als Blumenfreundin total begeisterte. So schnitt sie zwei Zweige ab, pflanzte die Setzlinge bei uns zu Hause ein und hegte und pflegte sie den ganzen Winter lang unter einem Glas. Einer dieser Setzlinge hat es tatsächlich geschafft, genau ein Jahr nach meinem Klinikaufenthalt trägt die Rose ihre erste Blüte.

Petra Michel, Biebertal, Hessen

 

Was mein Leben reicher macht

Das weiche Fell unserer beiden Castor-Rex-Kaninchen. Jeder will sie streicheln, und selbst an Kaninchen normalerweise uninteressierte Menschen geben begeisterte Kommentare ab. Lustig war auch die Bemerkung meines Sohnes dazu: »Ich finde, die Kaninchen werden doch sehr auf ihr Fell reduziert.«

Bettina Briesemeister, Rosdorf, Niedersachsen