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Was mein Leben reicher macht

Der Duft, der mir in die Nase steigt, wenn ich unserem zweijährigen Sohn nach dem Einschlafen noch mal den Lockenkopf küsse: Er riecht warm und süß-verschwitzt, nach den Erdbeeren des Nachmittags und dem Gras, in dem er Purzelbäume schlug.

Ursula Garbe, Murnau am Staffelsee

 

Was mein Leben reicher macht

Zu meiner Arbeit als Sennerin gehört das tägliche Suchen (und Finden) der Rinder und Kälber, die mir den Sommer über anvertraut sind. Passieren kann viel – Absturz im Steilgelände, Beinbruch, Genickbruch. Doch meist genügt es, auf den nächsten Hügel zu steigen, hinter einen Felsen zu schauen, eine Rinne oder Senke zu überwinden. Da steht das vermisste Rind: Muh! Und die Welt ist wieder in Ordnung.

Stephanie Rosenberg, Berchtesgaden

 

Was mein Leben reicher macht

Morgens das Garagentor zu öffnen. Dieser Geruch nach altem Auto! Da steht er immer noch, ein 2CV, Jahrgang 1990, einer der Letzten. Heute darf er sich ein bisschen die Reifen vertreten. Wir freuen uns beide.

Klaus Westrup, Bad Wimpfen, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Liebster, der nicht auf mich hörte und den Notarzt rief; die Notärztin, die richtig diagnostizierte; und das Krankenhaus, das voll war und mich doch aufnahm. Ich habe die Sepsis überlebt, und jetzt feiern wir Hochzeit!

Katharina Pohl, Neuss

 

Mein Wort-Schatz

Heute habe ich einem Vielbeschäftigten eine überflüssige Frage gestellt und mich nachher geschämt, dass ich ihn unnütz von der Arbeit abgehalten, also belämmert habe. Als ich darüber nachdachte, fiel mir ein, dass dieses Wort in meiner Heimat (bei Magdeburg) noch zu zwei anderen Gelegenheiten gebraucht wurde. Jemand, der abgewiesen oder überstimmt wurde, stand verlegen oder belämmert da. Und »Du bist belämmert!« schimpfte man den, dessen Ansinnen man als abstrus zurückweisen wollte.

Ruth Möller, Glückstadt, Schleswig-Holstein