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Was mein Leben reicher macht

Bin mal wieder in Ostfriesland. Vor dem Rathaus kaufe ich mir am Kiosk wie immer, wenn ich hier bin, eine ZEIT. Und wie immer höre ich: »Moin, mal weer in Emden. Ook weer een bietje Tied kopen?« Ja, wenn man Zeit kaufen könnte!

Gerd Bakker, Detmold

 

Was mein Leben reicher macht

Kanutour auf dem Regen im Bayerischen Wald. An einer Raststelle für Paddler helfe ich einer älteren Dame, ihr Kanu wieder ins Wasser zu setzen. Bevor sie ablegt, bietet sie mir von ihrem Nudelsalat an. Dankbar – weil schlecht mit Proviant ausgerüstet – nehme ich an.

Sie drückt mir eine Tupperschüssel und eine Gabel in die Hand mit dem Vorschlag, ihr diese an der nächsten Ausstiegsstelle zurückzugeben. Leider habe ich die Dame nicht wiedergetroffen, werde aber wohl, solange ich die Tupperschüssel besitze, an den Nudelsalat am Ufer des Regens denken.

Achim Meindorfer, Leutenbach, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Die Glocken des Kölner Doms während einer Glockenführung am Samstagabend. Ich bin dabei, wenn der Dom den Sonntag einläutet. Heimatgefühle pur.

Karlheinz Metzmacher, Stommeln bei Köln

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich beim Nachhausekommen einen Beutel an unserer Haustür hängen sehe, gefüllt mit Gurken, Bohnen, Salat, Petersilie. Danke fürs Teilen der Gartenernte.

Sieglinde Grittmann-Gerhardt, Calw, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Heckenrosen. Weil der Duft ihrer Blüten mir – besser als jedes Foto – die Erinnerung bewahrt an die wunderschönen Urlaube meiner Kindheit auf den Nordfriesischen Inseln mit meinem Bruder und meiner Mutter.

(Meine Mutter starb dieses Frühjahr.)

Katharina Falkson, Heidelberg

 

Was mein Leben reicher macht

Mittagspause. Ich sitze in der Sonne am Zooschaufenster in Leipzig. Im Hintergrund brüllt ein Löwe. Eine ältere Dame kommt vorbei. Sie blickt auf den Dackel, den sie an der Leine führt, und sagt: »Er war’s nicht!«

Christiane Hauser, Leipzig

 

Was mein Leben reicher macht

Die Müllabfuhr ist im morgendlichen Berufsverkehr auf einer engen Straße unterwegs. Der Verkehr staut sich. Während der Wagen nur langsam vorwärtskommt, »joggt« der Müllmann jeweils voraus und stellt die Container bereit. Plötzlich hupt eines der wartenden Autos. Der Müllmann blickt sich um, läuft hin, reißt die Tür auf, küsst das junge Mädchen auf dem Beifahrersitz… und joggt weiter.

Katrin Plarr, Freiburg