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Internatsschwestern: Mein Wort-Schatz

Kürzlich las ich in der ZEIT einen Artikel über das Leben im Internat, und so lautet das Wort, das ich gerne teilen möchte, Internatsschwestern. Ich selber war vier Jahre lang Schülerin auf Schloss Torgelow, und der Text stimmte ziemlich mit meinen Erfahrungen überein, insbesondere der Aspekt, dass die Schülerinnen und Schüler zusammenhalten. Noch heute bin ich eng mit meinen Freundinnen von damals in Kontakt, wir besuchen uns gegenseitig und fahren gemeinsam in den Urlaub. Die gemeinsame Zeit hat uns wie Schwestern zusammengeschweißt.

Lavinia Rosen, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Letzte Nacht wurde meine Tochter wach, und meine Freundin wollte sich zu ihr ins Bett legen. Charlotte machte große Augen und sagt: »Aber Mama, der arme Papa ist ganz alleine!«

Kurz danach lagen wir alle gemeinsam in unserem Bett.

Martijn Damen, Fürth

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Mitbewohner, der Medizin studiert und den sonnigen Freitagnachmittag damit verbringt, mir das menschliche Immunsystem zu erklären, und dafür mit Fensterstift kleine Fresszellen an meine Balkontür malt.

Jule Eckelmann, Dresden

 

Zeitsprung: Schuld war der Affe

Meine Eltern hatten zu Ostern 1960 eine Studienreise nach London unternommen. Uns, ihre beiden Söhne, hatten sie zu Hause gelassen. Also wollte unser Vater uns nach der Rückkehr auch etwas bieten und fuhr mit uns und unserem Kapuzineräffchen Fritzi zu verschiedenen Naturdenkmälern im Kreis Lauenburg. (Daher die Landkarte auf der Kofferraumhaube.) Auf dem Rückweg wurde in der Nähe von Berkenthin noch ein Erinnerungsfoto gemacht, unser Kapuzineräffchen saß dabei auf meiner Schulter. Schließlich gönnte mein Vater uns (und dem Affen auch) ein Vanilleeis am Stiel. Wir durften es sogar auf der Fahrt verspeisen. Als Fritzi aber etwas Eis auf das Polster der Rückbank kleckerte, drehte sich mein Vater vorwurfsvoll um, verriss dabei die Lenkung und landete mit Totalschaden im linken Straßengraben. Den Fahrer eines zufällig vorbeikommenden Pkw bat mein Vater, uns mit nach Ratzeburg zu nehmen, vorher aber unbedingt noch ein Foto vom Unfallwagen zu machen. So entstanden innerhalb einer Viertelstunde zwei sehr verschiedene Fotos vom selben Objekt.

Friedemann Roeßler, Ratzeburg

 

Was mein Leben reicher macht

38 Jahre glückliche Beziehung. Eine ältere Dame aus der Nachbarschaft erkundigt sich gerne nach meinem »Lebenspartner«. Neulich rief sie mir hinterher: »Grüßen Sie bitte Ihren Mann von mir!«

Thomas Klinghammer, Stuttgart

 

Praktisch

s86-selbstgemacht

Viele Jahre lang hatten wir unsere Teekanne täglich benutzt, da hatte sie einen Unfall: Ein Teil des Griffs brach ab. Wir versuchten, mit diesem Mangel zurechtzukommen, aber es passen anderthalb Liter Tee in die Kanne, sie kann also sehr schwer sein. War das das Todesurteil für unsere geliebte Kanne? Da nahm sich mein 89-jähriger, fast blinder Vater, ein gelernter Schreiner, ihrer an. Er arbeitete mit Steinkleber, Schrauben und noch diversen anderen Materialien (die genaue Zusammensetzung ist das Geheimnis des Meisters) und verband den Griff aus einem Stück Abfallholz mit der Kanne. Jetzt lässt sie sich sogar noch leichter anheben als früher. Schon oft wurden wir auf das ausgefallene Design angesprochen. Ich bin sehr stolz auf das Werk meines alten Vaters und hoffe, dass uns die beiden noch lange erhalten bleiben.

Heidi Wallner, Haar bei München

 

Was mein Leben reicher macht

Ich schneide die Hecke. Ein Mädchen, vielleicht fünf Jahre alt, kommt vorbei, eine abgebrochene Rhododendronblüte in der Hand: »Ich habe meinen Vater noch nie gesehen. Aber morgen kommt er. Dann schenke ich ihm diese Blume.«

Manfred Rieken, Zeven, Niedersachsen

 

Mieselpriem: Mein Wort-Schatz

Zu meinem Wortschatz gehört seit unbestimmter Zeit der schöne Ausdruck Mieselprim. Er bezeichnet einen chronisch schlecht gelaunten, unangenehmen Menschen. Kürzlich habe ich ihn in einer Mail an eine Ex-Kollegin verwendet, die in Kiew arbeitet. Ein inzwischen hochbetagter ehemaliger deutscher Außenpolitiker hatte sich darüber beschwert, ihre Ukraine-Berichterstattung sei »russlandfeindlich«. Ich schrieb ihr: »Diesen Mieselpriem würde ich noch nicht einmal ignorieren.« Sie schrieb zurück: »Das Wort ›Mieselpriem‹ werde ich mir merken.«

Manfred Wichmann, Bonn