Lesezeichen
 

Was mein Leben reicher macht

Die Bemerkung meiner bald 98-jährigen Mutter. Sie findet mein neues buntes T-Shirt besonders schön. Und sagt: »Das erbe ich mal von dir, ja?« Ich bin 64.

Gisela Kress, Bramsche

 

Zoras Wiege

s90-selbstgemacht

Mein Opa war Tischler von Beruf. Daher arbeite ich seit meiner Kindheit gern mit Holz, auch wenn ich einen ganz anderen Weg eingeschlagen habe und Anästhesist wurde. Und dann lernte ich die Frau meines Lebens kennen. Sie förderte all meine lange verschütteten und missachteten Fertigkeiten wieder ans Tageslicht. Als sie mir Anfang letzten Jahres eröffnete, dass sie mir – mit 42 Jahren – ein Kind schenken werde, stand nach einiger Suche außer Frage, dass ich unsere Wunschwiege selber bauen würde. So entstand innerhalb einer Woche »Kellerzeit« dieses Möbelstück. Unsere Tochter vereint auf wundervolle Weise die Generationen: Sie trägt den Namen meiner Oma, schläft in einer Holzwiege, die nur mit dem Vermächtnis meines Opas entstehen konnte, und ihr Rufname hat mit der kroatischen Herkunft meiner Frau zu tun. Unser Glück trägt den Namen Zora Josefa.

Clemens Henze, Ludwigsburg

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich in Gedanken mit meiner Freundin wieder langsam und verliebt durch Fünen und Nordschleswig radle. Und nach 44 Jahren jeden Tag aufs Neue erlebe: Ich bin gerade dabei, das Tagebuch unserer Verlobungsreise von 1970 abzuschreiben und zu digitalisieren.

Göran Henrikson, Vintrosa, Schweden

 

Krökeln: Mein Wort-Schatz

Erstes Semester in Oldenburg. Wir erkunden die Stadt, sitzen abends im Metro, lernen uns kennen – alle sind gerade erst aus allen möglichen Ecken Deutschlands hierhergezogen. Auf dem Weg zur Toilette entdecke ich eines der Hauptspielgeräte aus Jugendgruppentagen und frage bei meiner Rückkehr begeistert in die Runde: »Kommt jemand mit zum Krökeln?« Fragende Blicke. »Na, da vorn stehen Krökeltische, hat jemand Lust?« Allgemeines Stirngerunzel. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich tatsächlich nicht gewusst, dass Tischfußballspielen außerhalb der Stadtgrenzen von Hannover »kickern« genannt wird. Wir haben an diesem Abend noch diverse andere regional begrenzte Wörter gefunden. Und irgendwann sind wir auch zum Krökeln gegangen.

Mareike Wilms, Hötzum, Niedersachsen

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn ich in Gedanken mit meiner Freundin wieder langsam und verliebt durch Fünen und Nordschleswig radle. Und nach 44 Jahren jeden Tag aufs Neue erlebe: Ich bin gerade dabei, das Tagebuch unserer Verlobungsreise von 1970 abzuschreiben und zu digitalisieren.

Göran Henrikson, Vintrosa, Schweden

 

Was mein Leben reicher macht

Große Pause an unserer Grundschule. Ich habe Hofaufsicht. Zwei Schülerinnen aus der ersten Klasse tänzeln um mich herum. Die eine schaut mich strahlend an und sagt: »Du hast so schöne goldene Haare, die möchte ich auch mal haben!« – »Das ist das Schönste, was mir seit langer Zeit jemand gesagt hat«, antworte ich verblüfft. Darauf das andere Mädchen: »Und goldene Zähne hast du auch!«

Monika Henkel-Timm, Husby, Schleswig-Holstein

 

Was mein Leben reicher macht

Die Störche, die pünktlich zum Frühlingsanfang ihre Kreise über unseren Köpfen ziehen. Dazu meine Kollegin, die zu den Störchen hinaufschaut und immer wieder »Hier bin ich! Hier bin ich!« ruft. Sie und ihr Mann wünschen sich so sehr ein Kind.

Mareile Jahns, Rethem/Aller, Niedersachsen