Mein Liebster, der nicht auf mich hörte und den Notarzt rief; die Notärztin, die richtig diagnostizierte; und das Krankenhaus, das voll war und mich doch aufnahm. Ich habe die Sepsis überlebt, und jetzt feiern wir Hochzeit!
Heute habe ich einem Vielbeschäftigten eine überflüssige Frage gestellt und mich nachher geschämt, dass ich ihn unnütz von der Arbeit abgehalten, also belämmert habe. Als ich darüber nachdachte, fiel mir ein, dass dieses Wort in meiner Heimat (bei Magdeburg) noch zu zwei anderen Gelegenheiten gebraucht wurde. Jemand, der abgewiesen oder überstimmt wurde, stand verlegen oder belämmert da. Und »Du bist belämmert!« schimpfte man den, dessen Ansinnen man als abstrus zurückweisen wollte.
2003 war ein kräftezehrendes Jahr mit viel Glück, aber auch voller Verluste, Sorgen und banger Zukunftsfragen: Würde ich je meine Habilitation abschließen? Würden die Kinder zu glücklichen Menschen heranwachsen? Würde meine Ehe halten? Zehn Jahre später: Der Mann ist über alle Berge, aus der Habilitation wurde eine Professorinnenstelle, die drei kleinen, wilden Jungs sind mittlerweile große, prächtige Kerle. Die bangen Zukunftsfragen stellen jetzt sie und auch meine Studierenden und Doktoranden… Und ich möchte antworten: Haltet durch. Habt Mut. Macht euch nichts vor. Das Leben ist zerbrechlich und voller Überraschungen. Es ist und bleibt eine große Herausforderung. Und es ist wundervoll!
Bin mal wieder in Ostfriesland. Vor dem Rathaus kaufe ich mir am Kiosk wie immer, wenn ich hier bin, eine ZEIT. Und wie immer höre ich: »Moin, mal weer in Emden. Ook weer een bietje Tied kopen?« Ja, wenn man Zeit kaufen könnte!
Kanutour auf dem Regen im Bayerischen Wald. An einer Raststelle für Paddler helfe ich einer älteren Dame, ihr Kanu wieder ins Wasser zu setzen. Bevor sie ablegt, bietet sie mir von ihrem Nudelsalat an. Dankbar – weil schlecht mit Proviant ausgerüstet – nehme ich an.
Sie drückt mir eine Tupperschüssel und eine Gabel in die Hand mit dem Vorschlag, ihr diese an der nächsten Ausstiegsstelle zurückzugeben. Leider habe ich die Dame nicht wiedergetroffen, werde aber wohl, solange ich die Tupperschüssel besitze, an den Nudelsalat am Ufer des Regens denken.
Im Nachlass meiner Mutter fand ich beiliegende Wahlwerbepostkarte der SPD von vor 60 Jahren. Der Name des Bürgermeisterkandidaten, Max Brauer, war uns Kindern früh geläufig. Unsere Mutter war eine enge Freundin seiner Haushälterin, seit sie vor dem Krieg mit ihr zusammen woanders „in Stellung“ gewesen war. Kam diese „Tante Änne“ uns besuchen, fuhr sie den goldenen Mercedes des Brauers – für unseren kinderreichen, aber autolosen Haushalt ein Ereignis! Inzwischen habe ich den Lebenslauf Max Brauers nachgelesen und bin beeindruckt, was er für Hamburg erreicht hat.
Wenn ich beim Nachhausekommen einen Beutel an unserer Haustür hängen sehe, gefüllt mit Gurken, Bohnen, Salat, Petersilie. Danke fürs Teilen der Gartenernte.