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Was mein Leben reicher macht

Jedes Mal, wenn ich meine Eltern besuche, liegt in meinem Jugendzimmer schon die ZEIT bereit. Liebevoll sammelt mein Vater Artikel für mich, von denen er denkt, dass sie interessant für mich sind. Immer mit dabei: Die ZEIT der Leser. Dankeschön, Papa!

Katharina Schäfer, Ubstadt-Weiher, Baden-Württemberg

 

Zeitsprung: Wir Brüder

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Unsere Eltern waren Landwirte in der Nähe von Karlsruhe. Zwischen 1952 und 1969 bekamen sie vier Söhne und waren froh, dass wir als Helfer in der Landwirtschaft auch lange Zeit verfügbar waren. Als wir alle auf weiterführende Schulen gehen und schließlich studieren wollten, da ahnten die Eltern wohl, dass es mit dem Nachfolger für den Hof schwierig werden würde. Aber dass wir uns auf der ganzen Welt verstreuen würden? Karlfried, der Älteste, ging direkt nach dem Studium in die USA, wo er seit 36 Jahren mit seinem Wohnmobil durch die Lande zieht. Ich als Zweiter studierte zumindest Landwirtschaft, aber auch mich zog es in die Ferne, über Japan, Hongkong und Polen nach Hamburg. Nur der Dritte, Martin, ist in der Nähe der Eltern geblieben, und Andreas, der Jüngste, landete in München. Wir vier treffen uns selten. Das erste Bild entstand bei einem der wenigen Besuche von Karlfried in Deutschland. 2012 sind wir anderen drei Brüder zu ihm gereist, um mit ihm seinen 60. Geburtstag zu feiern. Von Las Vegas ging’s mit dem Wohnmobil durch den Wilden Westen. Am Lagerfeuer gab’s viele lange Diskussionen über die gemeinsame Kindheit und die verschiedenen Lebenskonzepte. Auf einer Viehweide entstand das zweite Bild, das uns wie das erste dem Alter nach von rechts nach links zeigt.

Hartmut Glaser, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Im See zu baden und nach dem letzten Bad des Tages im frisch bezogenen Bett in herrliche Träume zu sinken. Die Wäsche duftet noch nach der Sommersonnenhitze, in der sie getrocknet wurde.

Tanja Schumacher, Kressbronn, Bodensee

 

Was mein Leben reicher macht

Sternenhimmel. Zufrieden sitzt die Familie am Grill, der noch warm ist. Da fragt der Älteste unserer drei Söhne, er ist sechs: »Mama, wie war das eigentlich, als du Papa kennengelernt hast?«. Mama erzählt. »Und wie ging es dann weiter?« Papa erzählt. »Und dann?« Wir lassen fast 20 Jahre Revue passieren. Schöne Erinnerungen und nicht so schöne, kleine und große Begebenheiten. Endlich sind wir im Heute angekommen. Und postwendend: »Mama, kannst du die Geschichte bitte noch mal erzählen? Die ist so schön!«

Tina Weiler, Berlin

 

Die Kritzelei der Woche

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Diese Kritzelei ist während meines VWL-Studiums entstanden. An sich waren die beiden Vorlesungen über Außenhandelstheorie und -politik sowie über Spieltheorie interessant. Aber ohne mich noch ein kleines bisschen nebenher zu beschäftigen, kann ich mich keine anderthalb Stunden lang konzentrieren. Sonst schweife ich ab oder schlafe in den fensterlosen Hörsälen der Uni Regensburg ständig ein. Zeichnen ist mein Wachhalter.

Leonie Routil, Regensburg

 

Wiedergefunden

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Beim Aufklaren gefunden: der Reisepass meines Großvaters Carl Grütter, ausgestellt anno 95. Aber nicht 1995, sondern 1895, in Hamburg. Personenbeschreibung: Statur mittel, Haare dunkel, Gesichtsform oval. Das genügte für den Identitätsnachweis. Kein Foto. Passnummer 478. Wer reiste damals schon zum Vergnügen? Reiseziel: Amerika. Nicht zum Auswandern im Zwischendeck, nur zum Besuch bei früher ausgewanderten Verwandten – die uns später Care-Pakete schicken sollten. Der Reisepass kostete ganze 25 Pfennig.

Walter Stephenson, San Pantaleo, Sardinien, Italien

 

Was mein Leben reicher macht

Alltagsgeschichten, philosophische Gedanken und letztens sogar ein eigens für mich geschriebenes Gedicht. In ein Kuvert gesteckt, das ich wöchentlich mit größter Freude erwarte. Gut, dass es diese Art der Kommunikation noch gibt! Und danke an den Briefeschreiber, der mein Leben so viel reicher macht!

Sophia Fenchel, Jena