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Was mein Leben reicher macht

Independence Day in Chicago. Eingeladen von unserem Jüngsten, erleben wir das riesige Feuerwerk am Lake Michigan – und sitzen danach fest: Außer uns wollen noch zwei Millionen Besucher nach Hause. Gelassen sitzt unser Sohn am Steuer, aber ich werde kribbelig. Da legt er seinen Arm um meine Schulter: »Dad, entspann dich!« – Ein Glücksgefühl: Aus unserem kleinen »Huppeditz« ist ein souveräner, liebevoller Freund geworden.

Günter van Mark, Herford

 

Aus meinem Garten

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Es war kurz vor Beginn der Sommerferien: Ein Schüler entdeckte zu Anfang einer Pause eine Königslibelle, die im großen Teich in einem unserer Schulhöfe gerade aus der Larve schlüpfte. Nach kurzer Zeit waren Scharen von Schülern und Biologielehrern an Ort und Stelle. Am Ende der Pause waren die Flügel ausgefaltet. Unsere Schule ist ein Lebensraum.

Wolfgang Seitz, Herzogenaurach, Mittelfranken

 

Dass gar es schwele

(nach Stefan George, »Das Jahr der Seele«)

Sie schieben, schwergewicht, mit sattem blicke
Den einkaufswagen hin zum schlachtertresen
Sie zeigt aufs fleisch bedacht ob er auch nicke
Dass ihrer leiber notdurft werd genesen

Sie weilen unter schattenreichen bäumen
Wo schlund und mund von bieres trunke keuchen
Dort wo die andern platt vom grillen säumen
Im glimmlicht schimmernd feuchte bäuche leuchten

Sie blicken auf ihr grillgut innernd blickes
Sie sinds zufrieden wie bei malz und hopfen
Es dampft das fleisch geölt ob dünn ob dickes
Die heißen fette in den abbrand tropfen.

Albrecht Braune, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Schwiegermutter, die sich tatkräftig um unser Baby kümmert, mir den Rücken freihält und mich auch verwöhnt, wenn sie nicht bei uns ist – mit Massagegutscheinen und Päckchen mit großen und kleinen Überraschungen sowie gefalteten Zeitungsartikeln. Damit ich das Zeitgeschehen nicht völlig verpasse.

Verena Neb, Ingolstadt

 

Alles Paletti: Mein Wort-Schatz

In der ZEIT Nr. 31/13 vom 25. Juli schrieb unser Leser Gunter Knauer aus Meerbusch, sein Wort-Schatz sei der Ausdruck Paletti, den er »Anfang der achtziger Jahre« selber erfunden habe. Danach habe sich die Redewendung »Alles paletti« sehr schnell verbreitet, sogar ein Londoner Taxifahrer habe ihn in seiner Gegenwart gebraucht. Nun melden zwei Leserinnen entschiedenen Widerspruch an:

Ich muss Herrn Knauer widersprechen: Sowohl mein Mann als auch ich kennen die Redewendung »Alles paletti« schon aus unserer Jugend in den sechziger und siebziger Jahren im Raum Hannover. Alles Paletti hieß auch ein TV-Spielfilm im Jahr 1985 nach einer Novelle von Leonhard Lentz. Wer immer das Wort wirklich erfunden hat: Herrn Knauer gebührt ein dickes Lob dafür, dass er »paletti« in diese Rubrik gebracht hat.

Dagmar Behschnitt, Bad Fallingbostel

Oh, oh, oh! Nun kenne ich ja nicht das Geburtsdatum von Herrn Knauer aus Meerbusch, aber meines ist der 12. August 1945, und ich bin mit dem Wort »Paletti« groß geworden. Es gehörte zum Sprachgebrauch der Familie meiner Mutter, einer geborenen Sycha, in Ibbenbüren im nordöstlichen Münsterland. Meine Mutter wurde im Juni 1918 in Marienwerder, Westpreußen, geboren und lebte bis zum Oktober 2000. Und vielleicht hat der Duden doch recht: »Herkunft ungeklärt«.

Anne Franzbecker, Paderborn