Aus meiner schwäbischen Kindheit kenne ich das Wort Kuddlmuddl. Wahrscheinlich gibt es Bedeutungsnuancen zum hochdeutschen Durcheinander, Wirrwarr und Chaos. Oder vielleicht doch nicht?
Ein Trupp Bauarbeiter arbeitet bei brütender Hitze in meiner Straße. Darunter ein gut aussehender, offenbar italienischstämmiger junger Mann. Trotz der schweren Arbeit verbreitet er, »o sole mio« singend gute Laune. Da kommt eine Gruppe etwa zwölfjähriger Schülerinnen vorbei. Sie unterhalten sich lautstark über ihre grenzdebilen, doofen lehrer und stolzieren in Richtung Gymnasium davon. »Aber Bambini, so wunderschöne junge Damen nehmen doch nicht solche Wörter in den Mund«, sagt der Bauarbeiter und werkelt singend weiter. Für einen ganz kurzen Moment sind die Teenies sprachlos.
Die dicke, süße, saftige Honigmelone, die mir ein spanischer Lkw-Fahrer geschenkt hat zum Dank für meinen Dienst als analoges Navi (Wegbeschreibung durch Dortmund auf Spanisch). Schwer war nur der Transport der Frucht auf dem Rennrad bis nach Hause!
Diese Merkwürdigkeit entdeckte ich im ostwestfälischen Städtchen Bad Lippspringe, wo man sich offensichtlich ein wenig schwertut mit der Orientierung im Kosmos. Und nicht nur dort. Unweit des Schildes entspringt auch noch ein Flüsschen, das tatsächlich »Jordan« heißt …
Mit meinem knapp zweijährigen Sohn in der U-Bahn, uns gegenüber steht ein junges Mädel mit unfassbar kurzem Minirock. Mein Söhnchen zeigt mit dem Finger auf ihre Beine und ruft durch die ganze Bahn: »NACKICH!!!«
Nach dem Umzug ins Badische war der neue Dialekt für uns eher gewöhnungsbedürftig, aber ein in der Region gebräuchliches Wort benutzte meine Mutter mit großer Begeisterung: Ein Hirnstellerle ist ein dekorativer Staubfänger – und Nippes konnte sie nie sonderlich leiden.
inzwischen habe ich auch die norddeutsche Variante dieses Begriffs kennengelernt – und trenne mich deshalb immer wieder mal gerne von einem Stehrümchen.
Das linke Bild ist 75 Jahre alt. Wir sehen die sechsjährige Vera, die Tochter von Louis Pich und Käthe Knopfmacher-Pich, an ihrem ersten Schultag in Berlin. ihre Schultüte ist voller Süßigkeiten, doch die Zukunft war bitter: Die Familie musste nach Belgien fliehen, Vera überlebte, versteckt in einem Nonnenkloster, Eltern und Bruder aber kamen im Holocaust um. In den fünfziger Jahren wanderte Vera nach Brasilien aus und gründete mit ihrem Mann Mordechai eine neue Familie. Unten Veras Enkelin Carolina, ebenfalls sechs, auch an ihrem ersten Schultag – in der deutschen Schule in São Paulo. Und Vera findet es gut, dass ihre Enkelin die deutsche Schule besucht. Sie hat sich mit der deutschen Sprache versöhnt – ohne die Vergangenheit zu vergessen.
Beim Kramen fand ich meinen Jugendherbergsausweis von 1956 wieder. nach dem Auf stand in der DDR 1953 gab es in den Jahren 1954 bis 1956 Interzonenpässe für DDR-Bürger. Doch durften wir keine DDR-Mark ausführen, außerdem hätten wir für eine Mark im Westen nur 25 bis 20 Pfennige erhalten. Deshalb gab die Regierung der Bundesrepublik zu den Jugendherbergsausweisen sogenannte Wandergutscheine aus, die uns Übernachtung und Verpflegung ermöglichten. So konnten wir uns selbst ein Bild vom Leben hier und von der „relativen und absoluten Verelendung der Arbeiterklasse“ machen. Per Anhalter fuhren wir bis nach Frankreich und wurden als Deutsche freundlich aufgenommen.