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Die Hand-Studie

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Beim Ausräumen der elterlichen Dachkammer meine Skizzenmappe wiedergefunden. Kunststudium, dreißig Jahre her, viele Flausen im Kopf damals. Das Leben hatte anderes mit mir vor. Meine Tochter blättert die Mappe durch und entdeckt eine winzige Bleistiftstudie. Sie bittet mich, ihr genau so ein Bild in ganz großem Format zu malen. Sofort habe ich diesen besonderen Geruch des Leinöls in der Nase, und ich stelle mir vor, wie es wäre, wieder an einer Staffelei zu stehen. Ob ich es noch kann?

Esther Augustin, Kiel

 

Was mein Leben reicher macht

Anfang Juni, seit Tagen Dauerregen, Hochwassermeldungen. Auf dem Uferradweg der Dreisam kommt mir eine Radlerin entgegen die singt: »It’s summertime!« Recht hat sie, wir geben die Hoffnung nicht auf!

Dagmar Schweiger, Freiburg im Breisgau

 

Was mein Leben reicher macht

Der Anruf meines Schwiegersohnes: »Hast du Lust, heute mit uns essen zu gehen?« Ich hör darin die Fürsorge meiner Tochter und ihres Mannes, nachdem mein Gatte mir nach dreißig Ehejahren eröffnet hat, dass er nicht mit mir alt werden möchte und sich per Agentur eine neue Partnerin sucht.

Kristine Judersleben, Horb am Neckar

 

Speisekammer: Mein Wort-Schatz

Die gute alte Speisekammer – schade, dass sie ausgedient hat! Nur in wenigen Häusern ist sie noch zu finden. Als Kinder fühlten wir uns magisch angezogen von den köstlichen Düften und Leckereien. Wie gerne hätten wir uns das eine oder andere Plätzchen stibitzt oder ein Weckglas mit süßem Quittenkompott. Aber getraut haben wir uns das nicht. im Winter, ein paar Tage vor Weihnachten, hing die Gans im offenen Fenster – einen Kühlschrank gab es so kurz nach dem Krieg nicht. und im Sommer haben wir die leeren Weckgläser als Heimstatt für Molche und Salamander aus dem Baggersee zweckentfremdet – zum Verdruss unserer Mutter. Etwas allerdings war grässlich in der Speisekammer: Dort wurde uns der tägliche Löffel Lebertran nach dem Mittagessen verabreicht. igitt!

Regine Rogge, Bargteheide, Schleswig-Holstein

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Mann brütet im Arbeitszimmer über Excel-Tabellen. Unser siebenjähriger Sohn spielt ganz leise hinter ihm. Dann folgender Dialog: »Musst du da auch rechnen?« – »Mhmm.« – »Auch über 100?« – »Jaa!« – »Dann bringt ja Schule echt was!«

Verena Schulz, Grabau, Herzogtum Lauenburg

 

Zeitsprung: Wer ist wer?

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Diese Frage stellte uns unsere Tochter auf dem selbst gebastelten Kalenderblatt, das Fotos von unseren Enkelkindern Marie Luise und Alma Sophia zeigt. Die Aufnahmen entstanden im November 2003 und im März 2013, als die Mädchen jeweils etwa drei Monate alt waren. Natürlich konnte die Großmutter diese Frage ohne größere Schwierigkeiten beantworten!

Gisela und Martin Peisker, Gatersleben, Sachsen-Anhalt

 

Aus meinem (Bier-)Garten

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Den meisten Menschen zaubert dieses Wetter nicht gerade ein Lächeln ins Gesicht. Die Pilze dagegen profitieren vom feuchten Klima. So auch diese Maimorchel, die in unserem Biergarten unter dem 140 Jahre alten Kastanienbaum, scheinbar über Nacht, aus dem Boden gesprossen ist.

Bruno Wegele (Gasthof Wegele), Dießen am Ammersee, Bayern