Mein 13-jähriger Sohn fragt mich am Samstagnachmittag, ob ich ihm sein Taschengeld vorstrecken könnte. Sonst bekommt er es erst am Sonntag. Ich gebe ihm die acht Euro. Er müsse mal kurz in den Supermarkt, sagt er dann. Als er zurückkommt, ruft er mich in sein Zimmer und gibt mir ein Geschenk. Ich packe eine Tafel Schokolade aus und ein Buch. »Weil du dich heute früh so mit mir geärgert hast wegen der schlechten Mathenote.« Ich bin perplex. Wir haben uns lange umarmt.
Die Gewissheit, mit einem Menschen ins neue Jahr zu gehen, mit dem man nicht nur das kleinstmögliche Tattoo, sondern auch die größtmögliche Liebe teilt.
Neulich im Baumarkt. Zwischen all den Lochplattenwinkeln, Aushebescharnieren, Federklappdübeln und anderen Eisenwaren, die Aussehen, Funktionsweise und Bestimmung im Namen tragen, traf ich auf Kloben, Kausche und Schäkel. Nie gehörte, nie geahnte Wörter, Ur-raunen zünftiger Werkleute. Ich warte auf die nächste Gelegenheit: Gib mir mal den Schäkel rüber!
Mein dreijähriger Neffe fragt mich: »Wie alt bist du?« – »Fast 18.« – »Dann bist du ja schon ganz schön alt!« – »Na ja.« – »Dann stirbst du ja bald.« – »Äh …« Er guckt mich ganz ernst an: »Dann können wir ja nur noch mit Opa spielen!«
Das linke Bild zeigt meinen Vater auf dem Gipfel des 998 Meter hohen Ganekogorta bei Bilbao. Es dürfte um 1925 entstanden sein. Mein Vater war kurz nach dem Ersten Weltkrieg nach Spanien ausgewandert, hatte dort meine Mutter kennengelernt und geheiratet und arbeitete in der familieneigenen Druckerei. Obwohl er gebürtiger Bayer war, trug er alsbald eine Baskenmütze, die auch auf dem Foto zu sehen ist. Als ich im vergangenen Jahr 80 Jahre alt wurde, nahm ich mir vor, im Laufe des Jahres mindestens so oft auf den Berg zu steigen, wie ich alt wurde. Dies ist mir auch gelungen. So stehe ich auf dem rechten Bild auf dem gleichen Berggipfel, den mein Vater in seiner Jugend so oft bestiegen hat. Mein Sohn hat mich an dem Tag bis zum Gipfel hoch begleitet und das Foto gemacht.
Diese Kritzelei ist auf einem Symposion zum Thema »Zeit« in Kassel entstanden. Bewegt haben uns viele Fragen, neue Erkenntnisse und ein Bewusstsein für das immer schneller werdende Leben in der heutigen Gesellschaft.
Vor einiger Zeit im Regionalzug zwischen Saarbrücken und Mannheim: Ein elegant gekleideter, älterer Herr betrachtet uns mit einem verschmitzten Lächeln. als wir uns zum Aussteigen bereit machen, wendet er sich an meine Freundin: »Ich darf Ihnen sagen, dass Sie einen ganz herrlichen Kussmund haben. Ich muss es wissen, denn ich bin seit über 60 Jahren Fotograf. Einen schönen Tag noch!«
Meine Mutter, die wochenlang Kisuaheli lernt, um an Heiligabend meinem tansanischen Freund in seiner Muttersprache »Frohe Weihnachten« zu wünschen und sich nach dem Befinden seiner Familie zu erkundigen. Danke, Mama!
Bei meinem Besuch des Hambacher Schlosses entdeckte ich dieses Straßenschild. Es überrascht, dass auch Fußgänger aufgefordert werden, sich im Schritttempo zu bewegen. Ob hier noch die revolutionäre Stimmung aus dem Jahre 1832 nachwirkt?