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Die Seife zur Oper

Als ich meinen Wäscheschrank auf­räumte, tauchte sie auf: die – ehemals weiße – Seife zur Hochzeit von Lady Diana Spencer und Prince Charles am 29. Juli 1981. Meine Freundin hatte sie mir, einem Lady-­Diana-­Fan, aus England mitgebracht. Statt die Seife ihrer Bestimmung zuzuführen, verwahrte ich sie in einem kleinen rosa Karton. So überdauerte sie nun bald 32 Jahre. Ach, wäre es den bei­den Königskindern doch vergönnt gewesen, wie auf der Seife zusammen alt und grau zu werden! Diana ist tot und Charles mit einer anderen ver­heiratet. Im Gedächtnis geblieben ist kein schönes Märchen, sondern eine traurige Seifenoper.

Anke Sommer, Wörth am Rhein

 

Was mein Leben reicher macht

»Papa«, flüstert es in meinen Traum hinein. Es ist kurz nach fünf, eigentlich noch eine Stunde bis zum Aufstehen. Meine elfjäh­rige Tochter, die morgens sonst gern noch mal liegen bleibt, hat sich an mein Bett geschlichen. »Machst du mit mir einen Schneespaziergang?« – »Ja!«, sage ich. »Ju­hu!«, flüstert es.

Patrick Remy, Diedrichshagen, Mecklenburg ­Vorpommern

 

Zutraulich: Mein Wort-Schatz

Mein wunderbares Wort heißt zutraulich. In seiner Sanftmut und Unschuld wird es wohl hauptsächlich für Kinder oder Tiere verwendet. Welche Ehre, wenn einem Vertrauen geschenkt wird – in der Hoff­nung, nicht enttäuscht, sondern geliebt zu werden. Dieses Wort berührt mein Inneres.

Gisela Barg-Bryant, Liederbach am Taunus

 

Zeitsprung: Jahreszeiten

Vor rund 20 Jahren hatten wir uns entschlossen, einen kleinen »japanischen Garten« auf unserem Grundstück anzulegen. Die Pflanzen waren damals alle sehr klein, aber man sieht, es hat sich gelohnt. Vor wenigen Tagen, mit dem frischen Schnee auf den Pflanzen, hatten wir die Idee für diesen Zeitsprung. Wir suchten in den alten Aufnahmen und fanden das Bild aus dem Frühjahr. So hat jede Jahreszeit im Garten ihre schönen Seiten.

Gerda und Klaus-Detlev Voelcker, Hamburg

 

Was mein Leben reicher macht

Eine Eierschachtel mit zwölf Überraschungseiern, geschickt von einem guten Bekannten: »Weil wir doch alle Eier sind, die große Überraschungen für die Welt bereithalten, wenn wir uns nur ein kleines bisschen öffnen.«

Shirin Saber, Freiburg

 

Was mein Leben reicher macht

Mein Sohn, 19, ist seit sechs Wochen Student, 400 Kilometer von zu Hause entfernt. Wir besuchen ihn in seiner neuen Heimatstadt, und er verbringt das ganze Wochenende mit uns: kommt schon zum Frühstück in unsere Ferienwohnung, zeigt uns die Stadt, seine Uni, die Bibliothek. Am Abend schläft er selig auf dem Sofa ein. Ja: Er ist der Gleiche, der doch erst kürzlich auf meinem Arm eingeschlafen ist.

Claudia Kremers, Oldenburg

 

Die Kritzelei der Woche

Für die Uni schreibe ich an einer Hausarbeit über Pippi Langstrumpf, das Buch, das ich als Kind am meisten geliebt hatte. Und dabei entstand dieses Bild: Ich hatte Pippi geht einkaufen gelesen und mich in einen so zauberhaften Bonbonladen geträumt.

Marlein Wrede, Hagen

 

Was mein Leben reicher macht

An einem eiskalten Dezemberabend im Neuköllner »Heimathafen« unter die musikalische Heizdecke der kanadischen Romantik-Pop-Gruppe Stars zu schlüpfen. Nach zwei Stunden voller fantastischer Songs hatte ich wieder warme Ohren, und dazu ein ganz warmes Herz.

Johannes Wespel, Hannover

 

Was mein Leben reicher macht

Als ehrenamtliche Sterbebegleiterin sitze ich am Bett von Frau H. Als ich mich verabschiede, sagt sie zu mir: »Wenn wir uns früher kennengelernt hätten, wären wir Freundinnen geworden.«

Inge Nell, Eutin