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Was mein Leben reicher macht

Meiner über 70-jährigen Oma, die seit einer Woche Internet hat, eine (erste) E-Mail zu schreiben: »Hallo Oma. Hier die Adresse der Enzyklopädie, von der ich Dir erzählt habe: www.wikipedia.de. Da findet man wirklich alles. Viel Spaß!«

Lara Pistorius, Osnabrück

 

Die Kritzelei der Woche

Neulich in Berlin kehrten wir in ein total unscheinbares Sushi-Restaurant ein. Es hatte vielleicht vier Tische, aber ich habe noch nie so guten Fisch gegessen! Dabei entstand diese Kritzelei. Sie zeigt den Koch und Besitzer, ich glaube, es war ein Afghane. Er erzählte in einer Tour von Makrelen, Thunfisch, Austern und sonstigem Meeresgetier und wie man dieses zur optimalen Geschmacksentfaltung zubereiten müsse. Bloß nicht zu viel Sojasoße! Ein wahrhafter Liebhaber …

Rafael Parente, München

 

Was mein Leben reicher macht

Seit einigen Wochen haben wir ein wunderbares Gute-Nacht-Ritual: Severin (4) und Valentin (2) wollen statt einer Geschichte nochmals den Tag besprechen. Dieser Blick zurück zeigt mir immer wieder, welche kleinen und großen Dinge wir erleben dürfen, welchen spannenden und lieben Menschen wir begegnen. Und ich freue mich schon auf morgen Abend, wenn die Jungs im Bett liegen und fragen: »Papa, was wir gemacht haben?«

Klaus Schwertner, Klosterneuburg, Österreich

 

Herzig

Woran der Waldarbeiter wohl gedacht hat, als er den Ast absägte? Ob er in Gedanken bei seiner Liebsten war? Oder ist ihm sein zufällig entstandenes Kunstwerk gar nicht aufgefallen? Mich jedenfalls bringt es jedes Mal zum Schmunzeln, wenn ich bei meinem Spaziergang an den Buchenstämmen vorbeikomme.

Elisabeth Weber-Strobel, Heidenheim

 

Was mein Leben reicher macht

Wegen einer Operation bin ich 200 Kilometer von meiner Familie entfernt. Ich fühle mich einsam und bin aufgeregt. Plötzlich öffnet sich die Tür meines Krankenzimmers. Meine 19-jährige Tochter spaziert lächelnd herein. Sie hat sich mithilfe einer Mitfahrzentrale zu mir auf den Weg gemacht. »Ich bleibe bei dir, bis du in den OP kommst«, sagt sie. Sie hat das mit dem Rest meiner Familie abgesprochen, damit ich nicht alleine bin. Danke!

Britta Petrik, Cochem

 

Das ist mein Ding

Diese Taschenuhr erinnert mich an meinen Großvater. Die Kette wurde aus dem Haar meiner Großmutter geflochten. Für mich, aufgewachsen am Ende des Zweiten Weltkriegs in einer zerbombten Großstadt, waren die Besuche bei den Großeltern immer ein ganz besonderes Erlebnis: eine friedliche Idylle auf dem Lande. Und wenn Großvater lamentierte, dass das Ziffernblatt in der Schlacht bei Tannenberg beschädigt worden war, bekam er zur Antwort: »Sei dankbar, dass dir nichts Schlimmeres passiert ist!«

Gerold Greiff, Linkenheim-Hochstetten, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

Als angehende Studentin in einer fremden Stadt urplötzlich die vertraute Silhouette eines Laser-Seglers auf dem Aasee zu erblicken, der im Abendlicht eine mehr oder weniger elegante Am-Wind-Kenterung hinlegt. Ich erinnere mich an meine Zeiten auf dem Wasser und gehe mit einem Lächeln weiter.

Katharina Glenz, Münster

 

Mein Wort-Schatz

Wer geht denn noch fürbass? Dieses Wort ist schon lange von »eilen, hetzen, jagen, walken, biken, skaten« und Ähnlichem verdrängt. Wie wohltuend kann dagegen das langsame Gehen oder Schlendern auf einem Wege sein, wenn man sich Zeit zum Schauen und Nachdenken nimmt! In freier Natur oder vor allem am Strand – hier dann barfuß – empfinde ich jenes alte Wort als einen kleinen Schatz.

Karl-Josef Mewaldt, Buxheim (Schwaben)

 

Was mein Leben reicher macht

Mit meinem Partner Michael über das Land zu fahren und an Feldwegen Äpfel und Birnen zu pflücken. An einem Baum hängen in unerreichbarer Höhe große, verlockende Birnen. Michael hebt mich hoch, und ich klettere durch das Geäst, um ihm die Birnen zuzuwerfen. Als ich herunterklettere, sagt er: »Lass dich einfach fallen!« Es ist schön, von ihm aufgefangen zu werden.

Sylvia Ballhause, Leipzig

 

Was mein Leben reicher macht

Der Kranichzug an einem sonnigen Herbsttag: Hunderte von Vögeln in charakteristischer Formation, jeder im Windschatten des vorigen und einer, der das Tempo vorgibt.

Rita Herber, Bad Camberg, Hessen