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Kritzelei der Woche

Das habe ich kürzlich während einer langen Sitzung der Arbeitsgemeinschaft für katathym-imaginative Psychotherapie vor mich hin gekritzelt, so etwa zwei Stunden lang. Im Kritzeln habe ich wohl immer mehr »gebildert«, Strukturen gesucht – und gefunden …

Ralf Bolle, Esslingen

 

Was mein Leben reicher macht

Dass der kreative Specht wieder da ist. Im Vorjahr schon hörten wir ihn laut den Starenkasten behämmern. Um den Zugang zu erweitern, dachten wir. Er aber hämmerte noch weiter, als das Loch längst groß genug für eine Ente gewesen wäre. Er benutzte die artfremde Behausung also als Trommel, die lauter war als die der Konkurrenz im nahen Wald. Er trommelte eine Weile, dann schaute er, ob wohl ein Weibchen käme, und trommelte weiter. Eines Tages kamen zwei, von denen er sich für eines entschied. Dann wurde es ruhig. Im Winter teilte er sich die Sonnenblumenkerne mit Meisen und Finken. Jetzt trommelt er wieder.

Wolf Büntig, Penzberg

 

Was mein Leben reicher macht

Ein zweites Frühstück. Nachdem ich mich um Viertel vor sechs aus dem Bett gequält habe, nur um kurz darauf in der Uni zu erfahren, dass meine Kurse ausfallen, habe ich beschlossen, den Vormittag gemütlich anzugehen. Ich sitze in meiner Einzimmerwohnung und schürfe Kaffee, es gibt Käsebrötchen und ein gekochtes Ei. Vor dem Fenster singen Vögel, und ich finde nun doch: Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt.

Jonathan Horstmann, Rodgau

 

Demut: Mein Wort-Schatz

Im Forum für die nur noch selten gehörten Wörter sollte das Wort Demut einen Platz finden. Demut bedeutet nicht Schwäche oder Unterwerfung. Im Althochdeutschen hieß muot »Kraft der Sinne, des Willens«, ähnlich wie das englische mood. Willensstärke also, aber nicht aggressiv, sondern mit Augenmaß. (Auch ein fast vergessenes Wort!) Wahre Demut ist fern aller theologischen Enge die Stärke des Geistes, des Menschseins.

Hildegard Wissing, Bleckhausen

 

Wiedergefunden: Entschuldigung

Was wohl meine Tochter vor fast zwanzig Jahren zu dieser formellen Entschuldigung veranlasst hat? Wir wissen es beide nicht mehr. Dabei muss es schon »etwas Ernsteres« gewesen sein. Wie auch immer: Schreiben konnte sie noch nicht richtig – sich entschuldigen schon. Und heute schreibt sie als Studentin über Transitional Justice in Uganda.
Gabriele Haarhaus, Schulendorf, Herzogtum Lauenburg

 

Blümerant: Mein Wort-Schatz

Ich habe mehrere Lieblingsworte, aber eines benütze ich besonders gern: blümerant. Es ist zwar nicht weniger schlimm als bleu mourant, man fühlt sich aber nicht gleich so sterbend, sondern eher blumig schwebend.

Erika Link, Stuttgart

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn montags und donnerstags in der Musikschule nebenan geprobt wird und die beschwingten Rhythmen durch die geöffneten Fenster bis zu mir ins Büro kommen. Da geht die Arbeit gleich leichter von der Hand. Ein herzliches Dankeschön an die vielen unbekannten Musiker, die mir jede Woche dieses Geschenk machen!

Monika Bock, Beilngries, Oberbayern

 

Was mein Leben reicher macht

Meine Mitbewohnerin Maren wecken, gemeinsam Tee trinken, Müsli essen, unendlich viel Zeit verplempern, viel lachen und, wenn es sein muss, auch mal weinen.

Ruth Lewerenz, Würzburg

 

Schöne Grüße

Lieber Dimitré Dinev,

jetzt höre ich endlich auf damit, Ihren Namen zu googeln, ihn in diverse Telefonbuch-Suchseiten einzugeben oder bei Verlagen nach Ihnen zu fragen. Ich versuche es mit einem literarischen Umweg – ein anderer würde zu Ihnen ja auch nicht passen – und nehme mir die ZEIT, um Ihnen zu schreiben. Auch wenn Sie vielleicht gerade in Wien sitzen und wahrscheinlich nicht weit von meinem Revier am Karmelitermarkt frühstücken. Ich habe eine Bitte an Sie: Schreiben Sie doch noch ein Buch! Ich finde beim besten Willen nichts mehr, was mich nach Ihrem Roman Engelszungen mit ähnlicher Faszination auf Ihr Osteuropa von gestern und heute einstimmen kann, das ich Stück für Stück gerade für mich entdecke.

Margaretha V. Jurik, Wien