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Hier ist Afrika (12)

Wer kauft nicht gern mal schicke, neue Klamotten? Rein in den Laden, und ran an die Regale! Wo ist meine Größe, meine Lieblingsfarbe, ein hübsches Muster? Anprobieren. Passt. Zur Kasse. In die Tüte. Fertig! Ortswechsel. In Kamerun mache ich mich, schwer bepackt mit Stoff und Zetteln voller eigener Dessins, auf in die winzigen Schneidereien von Grace, Eunice, Adeline, Marie, Prisceline, Winnifred, Sarah, Stella oder Titus. „Hallo, wie geht’s, was gibt es Neues?“ Entwurf diskutieren, modifizieren, Maße nehmen, Preis aushandeln, Abholdatum in Erfahrung bringen und gespannt sein auf das, was aus der Idee geworden sein wird. „Have a nice day! Stay fine. Bye-bye!“ Eine Woche später schlüpfe ich in das Ergebnis. Ein großes Stück Stoff dient als Umkleidekabine im kleinen, voll gestellten Marktverschlag. Spärlich fällt Licht durch ein Fensterchen. Einige Kleider sitzen wie eine zweiteHaut. Andere brauchen Nachhilfe. Manchmal ist mehr als Trippeln leider nicht drin. Dafür sieht’s voll elegant aus, umschmeichelt meine Taille und entzückt meine Mitmenschen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Wohin man auch schaut: Rüschen, Applikationen und Stickereien, Bananastyle oder Fish, Wrappa oder Kabba. Selbst für einen normalen Tag im Büro sind die Kamerunerinnen eleganter gekleidet, als ich vermutlich zu meiner eigenen Hochzeit erscheinen würde. Kleider sind Brücken, Zeichen der Zugehörigkeit. Kleider schützen mich. Niemand scheint meine weiße Haut unter den bunten Stoffen wahrzunehmen. Sister, du bist eine von uns!

Seit fast zwei Jahren lebt Tabea Müller, 37, im Nordwesten Kameruns. Als Sozialmanagerin berät sie Frauen, unterstützt ein Alphabetisierungsprogramm und andere Projekte. Hier erzählt sie jede Woche über den Alltag im Inneren Afrikas

 

Versöhnung

Wir hatten Streit. Dicke Luft, Funkstille. Heute klingelt das Telefon. Meine Freundin lädt mich zu Kaffee und selbst gebackenem Kuchen ein. Juchhu!

Wolfgang Kitzhöfer, Diez, Lahn

 

Konzertbegleitung

An einem sonnigen Winternachmittag auf dem Weg zum Bach-Jubiläumskonzert in der Laeisz-Halle, am Steuer mein Sohn, mein geliebter Begleiter zu Konzerten.Heute auf dem Programm auch das Konzert BWV 1052, das er als junger Klavierschüler selbst vorgetragen hat.

Alfons Weigmann, Hamburg

 

Schach

Erde spielt ihr Spiel
schaut der Allwissende zu
sind wir die Bauern

Ludwig Verbeek, Bonn

 

Wärme

Ich starte bei 23 Grad in Gran Canaria, um abends bei minus zwei Grad zu Hause ankommen. Mein Sohn hat das Licht im Wohnzimmer angemacht, die Heizung aufgedreht. Wärme umfängt mich, im doppelten Sinn.

Susanne Lohmann, Bad Salzuflen

 

Kritzelei: Katzen

Schon erstaunlich, was bei einem – zugegeben langatmigen und nicht sehr wichtigen – Telefongespräch auf dem Schreibtisch entstehen kann. Der Yanick sieht übrigens wirklich so aus. Und – ich habe keine Katze.

Hanspeter Wyniger, Kreuzlingen, Schweiz

 

„Weil er keine Schuhe hat“

Als Zehnjähriger hatte ich mir heimlich Schlittschuhe untergeschnallt, um mit Freunden über die zugefrorene Sieg zu laufen. Dabei riss eine Schuhsohle ab, mitsamt Schlittschuh. Weil der Dorfschuster völlig überlastet war, musste bzw. durfte ich am nächsten Tag zu Hause bleiben. Ein zweites Paar Winterschuhe hatte ich nicht.

Berthold Siebel, Netphen-Deuz

 

Besuch von Emmy

Sonntagmorgen 7.00 Uhr, wir haben Besuch und ich bin extra früh aufgestanden. Da geht die Tür unseres Gästezimmers auf und heraus kommt unser 17 Monate altes Enkelkind Emmy fragt mit strahlendem Gesicht „Omma, Oppa da?“ Aber Opa schläft noch, genau so wie Papa und Mama und ich habe diesen Wonneproppen mindestens zwei Stunden für mich ganz alleine.

Gudrun Kuhn, Köln-Nippes

 

Weihnachten

Schnee auf den Feldern
die Weihnachtstanne geschmückt
Friede auf Erden

Hans-Ulrich Nitschke, Salzgitter

 

Farbtupfen

Im ICE von München nach Jena, sitze am Panoramafenster, kahle Landschaft fliegt an mir vorbei. In Gedanken habe ich einen Pinsel in der Hand, tupfe hellgrüne Blätter auf die Gerippe der Baumkronen, streiche die Felder zartgelb. Für den Himmel mische ich ein sattes Blau. Doch was ist das? Die Natur ist selbst zum Maler geworden – mitten im Grau leuchtet der Thüringer Wald wie ein Winterwunder. Was mein Leben reicher macht? Jedes Jahr der erste Schnee.

Britta Naujoks, Jena