Während meines Aufenthalts in Montpellier ist mein Freund jeden Morgen mit mir aufgestanden, um mir einen Tee zu kochen und mich, ob bei Sonnenschein oder Regen, auf dem Weg zur Grundschule zu begleiten, in der ich ein Praktikum absolvierte. Dabei hätte er liegen bleiben und ausschlafen können! Dafür liebe ich ihn, unter anderem.
Im Dreiländereck Deutschland/Schweiz/Frankreich nannten wir einen Bub, der sich mit Mädchen abgab oder – schlimmer noch – mit einem ging, einen Maidli Schmecker. Für »echte« Jungs ein vernichtendes Urteil. Da ich seit Jahrzehnten in Norddeutschland lebe, fragte ich meine ehemaligen Klassenkameraden beim 75. Jahrgangstreffen, ob es den Begriff noch gibt. Alle kannten ihn, meinten jedoch, er werde nicht mehr verwendet. In der heutigen Koedukation sei dieses alemannische Wort verloren gegangen. Ich frage mich: Ist das schade?
Im Sommer 1982 habe ich mit meiner Frau und unseren Töchtern den Briksdalgletscher in Norwegen besucht. Vergangenen Sommer waren wir noch mal dort, diesmal mit unserer Enkeltochter. Der Gletscher ist mittlerweile weit weniger imposant – ein sichtbarer Beleg für den Klimawandel.
Die Kontakte unserer Seniorengruppe zur Kita in unserer Gemeinde. Beim ersten Besuch sollen die Kinder uns durch die Räume führen. Die Leiterin fordert sie auf: »Jedes Kind sucht sich jetzt eine Oma oder einen Opa und zeigt unsere Kita!« Ein kleiner Junge strahlt mich an, seine kleine, warme Hand schiebt sich in meine. »Komm«, sagt er und zieht mich mit sich. Er heißt Max.
Vor knapp 50 Jahren nannte meine Oma es Schlickern, wenn wir Süßigkeiten aßen. Der Duden kennt den Begriff. Mit der dort genannten zweiten Bedeutung (»schütteln, schwanken, wackeln«) hatte das allerdings wenig zu tun. Als wir später von Nordrhein-Westfalen nach Niedersachsen umzogen, sagten meine Schulfreundinnen dort Schnökern (Nicht zu verwechseln mit schmökern!) zum Naschen. Unser Sohn kennt heutzutage beide Wörter nicht mehr.
Mein Bett! 19 Jahre lang lag meine Matratze auf dem Boden. Nachdem mein Vater (70 Jahre, Ingenieur, kein Tischler) neulich eine Nacht darauf geschlafen und offenbar Mühe beim Aufstehen gehabt hatte, erreichte mich im Afrikaurlaub eine SMS mit der Frage nach den Wunschmaßen für ein Bett.
Zum vierzigsten Geburtstag bekam ich per E-Mail eine Zeichnung mit den Worten: »in 3-D und in Farbe, noch nicht zum Anfassen«. Inzwischen haben wir gemeinsam die Einzelteile des von ihm gebauten Bettes hochgeschleppt, und er hat geduldig alles zusammengebaut. Komforthöhe!
Wenn mein Auto auf der Wochenendfahrt kaputtgeht und ich auf den Zug umsteige, der Zug dann einen Defekt hat, sodass ich auf einem Dorfbahnhof eine Stunde mit anderen Reisenden im Sonnenschein zwischen Schneeresten stehe… und wir nicht auf die Bahn schimpfen, sondern uns gemeinsam darüber freuen, dass es nicht regnet.
Aus der gemeinsamen Heimat an der Mosel haben mein Mann und ich das niedliche Wort Spinnchen ins Sauerland mitgebracht. Hier verwenden unsere Kinder es ganz selbstverständlich als Bezeichnung für den begehbaren Vorratsschrank neben der Küche. Bei Freunden sorgen Sie dann aber eher für Verwunderung, wenn Sie die Suche nach ein paar Süßigkeiten mit den Worten ankündigen: »Ich guck mal im Spinnchen.« Nach meiner Vermutung ist das Spinnchen mit dem Spind (kleiner Schrank) verwandt. Der sperrige Begriff Vorratskammer ist uns dafür nie in den Sinn gekommen.