Ein einsamer Sonntagnachmittag. Das Telefon klingelt. Die Nummer auf dem Display gehört zu dem Satellitentelefon, das ich meinem Lebensgefährten auf eine dreimonatige Expedition in die Subantarktis mitgegeben habe. Erst bin ich enttäuscht: Er ist nicht selbst dran. Dann trägt mir eine weibliche Computerstimme die SMS von ihm vor: »JetztseitsechsStundenaufSeeRegenundwindigBauchflauliebedich«. Ohne Punkt und Komma, aber herzerwärmend. Der Sonntag ist gerettet.
Das letzte Schuljahr verbrachte ich als Austauschschülerin in Estland und besuchte dort ein normales Gümnaasium. Da ich keine Vorkenntnisse in Estnisch hatte, verstand ich den ersten Monaten herzlich wenig vom Unterricht. Den Lehrern war es egal, was ich machte, also versuchte ich mich zu beschäftigen. Ich lernte Estnisch, las Bücher – und kritzelte in meinen Kalender. Er wurde zu einer Art Tagebuch, an den Zeichnungen kann ich heute noch nachvollziehen, was mich beschäftigte, und an den Notizen, dass mein Estnisch von Woche zu Woche besser wurde. Wenn ich den Kalender heute durchblättere, weiß ich: Es war das anstrengendste, aufregendste und beste Jahr meines bisherigen Lebens.
Es regnet. Wir drei Nachbarinnen aber sitzen, jede mit ihren kleinen Alltagssorgen, aber zufrieden, in einer Küche beim Mittagessen. Vor zwei Jahren haben wir uns zum ersten Mal verabredet, als wir uns mit hungrigen Mägen auf der Straße getroffen haben. Unsere Kinder sind aus dem Haus oder über Mittag betreut. Und deshalb kochen wir reihum füreinander, getreu dem Motto: einmal kochen, dreimal essen!
Mit etwa vier Jahren kreierte meine Tochter ein besonders schönes Wort, als sie morgens beim Anziehen meinte: »Mama, das ist mir unanbequem!« Es war nicht nur unbequem und unangenehm, es war ein viel stärkeres Gefühl, das sie mit diesem Wort ausdrücken konnte. Besonders beliebt für kratzende Wäscheschildchen, die dringend herausgeschnitten werden mussten.
In Zypern begegne ich auf einer Wanderung durch einen Olivenhain diesem knorrigen Baum. Kaum zu glauben: Auf einem Schild lese ich, dass er mehr als 800 Jahre alt ist. Ich rechne nach: Seit etwa 1200, also seit dem Hochmittelalter, steht dieser Ölbaum da. Was ist seitdem alles geschehen? Der Olivenbaum hat es überstanden.
(nach Ernst Jandl, »ottos mops« – ein wenig kafkaesk)
kafkas samsa plagt gram kafka:
lach mal samsa lach mal
samsa zagt: hab angst
kafka: ach quatsch
samsa: scham nagt ganz stark
kafka plant anschlag
kafka: abrakadabra …
samsa: lass das franz lass das
kafka kappt rasch samsas a
kafka: samsa-la-bam!
sams baff: krass das war haarscharf
kafka knallhart: das a war abfall
sams japst nach lachanfall achtmal:
hahaha kafka dankbar: na das klappt ja
sams lacht: mann das macht spaß
kafka tanzt: ahaahaaha dadada
Beim Arzt. Jeder wartet gefühlt schon ewig. Angespannte Stimmung. Ein älterer Herr kommt ins Wartezimmer und bittet, ihm in den Mantel zu helfen. Er gibt ganz genaue Anweisungen dafür, da er operiert worden sei. Ein junger Mann hilft ihm. Der ältere Herr bedankt sich mit den Worten: »Hervorragend, ich bin morgen um Viertel nach acht wieder hier, Sie auch?« Das ganze Wartezimmer lacht. Er wünscht allen »eine gute Behandlung!«.