Wenn ich sehr selten wieder mal nach Deutschland komme, stelle ich eine große Schale Gravensteiner Äpfel in mein Hotelzimmer. Dann rieche, fühle und schmecke ich meine Jugend in Westfalen
Wenn ich den Postkasten öffne und mir die Handschrift meiner Freundin auf einem Briefumschlag entgegenblinzelt. Manchmal müssen sich unsere Briefe am gleichen Tag sogar unterwegs begegnet sein. Buchstäblich: Gedankenaustausch!
Täglich gibt es Momente, die mich an meine Mutter und an meine Kindheit denken lassen. Gerade jetzt in der Adventszeit: das Plätzchenbacken mit meiner Tochter, der Adventskranz auf dem Tisch – meine Mutter hat früher Kränze für den Markt in Frankfurt gewickelt –, der Christstollen. Normalerweise hat sie jedes Jahr per Post je einen Stollen an ihre sechs Kinder geschickt. Dieses Jahr habe ich erstmals einen nach ihrem Rezept für sie gebacken, und wir haben ihn in der Rehaklinik gemeinsam gefuttert.
Mein Mann hat sich Hals über Kopf und ganz endgültig von mir getrennt. Er hat eine neue Partnerin, und ich bin nun allein mit unseren vier Kindern zwischen 0 und 7 Jahren und einem riesigen Berg Sorgen. Aber ich erfahre so viel Unterstützung und Hilfe von Freunden, Bekannten und Verwandten, bekomme so viele nette Gesten, spontane Besuche und liebe Worte, dass ich fast reicher bin als vorher.
»Das wird ja eine Schlauch- und Höhlenwurst!«, spottete unser Vater, wenn wir Kinder die Leberwurst mit dem Messer aus der Wursthaut herausbohrten, statt ordentliche Scheiben abzuschneiden. Noch heute fällt mir dieser Ausdruck jedes Mal ein, wenn wir eine Streichwurst anbohren.
Neu in der Stadt sein und Verena kennenlernen, Timm kennenlernen, Holger kennenlernen, einen anderen Hannes kennenlernen, Tom und Jolande kennenlernen, Frau Kerting kennenlernen.
Als Dreijähriger habe ich diesen Teddy zum Weihnachtsfest 1943 geschenkt bekommen. Er war bei etlichen Bombenangriffen mein treuer Begleiter im Luftschutzkeller, und ich habe damals viel und gern mit ihm gespielt. Später lag er jahrelang auf dem Dachboden, bis ihn meine Mutter bei Aufräumarbeiten wiederfand. Da er schon an Altersschwäche litt, bekam er ein paar neue Kleidungsstücke und hat jetzt einen Ehrenplatz auf dem Bücherregal in meinem Büro. Demnächst wird er 71 Jahre alt.
Wenn Anfang der Adventszeit sieben junge Leute um unseren Rentner-Esstisch sitzen und wie jedes Mal seit 18 Jahren zwei Lebkuchenhäuser verzieren. Inzwischen kommen sie mit ihren Kindern, aus ihren Studienorten und mit dem Auto vorgefahren.
Mein Zeitsprung besteht aus einem einzigen Bild: Ich habe dieses Wegkreuz vor Tholey am Schaumberg einmal im Frühling fotografiert und einmal im Winter: gleiche Position, Richtung und Brennweite. Die beiden Aufnahmen habe ich in Photoshop übereinandergelegt und überblendet, sonst aber nicht bearbeitet.