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Hackeback und Klebe: Mein Wort-Schatz

Eigentlich war unser Vater nicht besonders praktisch veranlagt. Aber tatkräftig packte er an, wenn etwas repariert werden musste. Unsere Mutter aber kommentierte das oft so: »Na ja, Hackeback und Klebe.« Ich weiß zwar nicht, ob man das ethymologisch irgendwo herleiten kann. Aber die Verbindung von »hacken« und »backen« und »kleben« an einem einzigen Gegenstand charakterisiert den Vorgang ausreichend. Kürzlich konnte ich mich nicht enthalten, ein Werk meines Mannes genauso zu kommentieren.

Helga Tietz, Bindlach

 

Was mein Leben reicher macht

Betriebsversammlung. 400 Mitarbeiter versammelt in der tristen Kantine, draußen trübes Winterwetter, drinnen trübe Aussichten, eineinhalb Stunden lang. Da schallt es laut aus der angrenzenden Küche. Der italienische Hilfskoch singt aus voller Brust ein italienisches Weihnachtslied. Und plötzlich hellen sich alle Mienen auf.

Sabine Lambert, Wiesbaden

 

Rote Lippen

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Ein Blatt, das vom Christstern abgefallen war, lag auf dem Boden meines Ateliers. Ich wollte es gerade wegkehren, als ich in ihm plötzlich einen roten Mund erkannte. Dabei fiel mir ein lang vergessener Schlager wieder ein: »Rote Lippen soll man küssen…«

Rina Nentwig, Erlensee

 

Geraffel, Maugedse: Mein Wort-Schatz

Geraffel – das ist ein häufig am einzigen Platz neben dem Herd in der Küche anzutreffender Stapel von Koch- und Backrezepten, Stammkundengutscheinen, Gala-Einladungen, Rabattankündigungen, Altkleidersammlungen, Hotelwerbungen, Ansichtskarten, Kassenbons und, und, und… Eine vergleichbare Bedeutung hatte für meine Mutter die Maugedse, jener Haufen zu reparierender Kleidungs- und Wäschestücke neben dem Nähmaschinentisch. Wenn der Stapel eine imaginäre Stopplinie an der Wand erreichte, wusste sie, dass sie das Stopfen, Flicken und Knöpfeannähen jetzt nicht weiter hinauszögern durfte. Vorbei!

Gerhard Evers, Göppingen

 

Was mein Leben reicher macht

Wenn Anfang der Adventszeit sieben junge Leute um unseren Rentner-Esstisch sitzen und wie jedes Mal seit 18 Jahren zwei Lebkuchenhäuser verzieren. Inzwischen kommen sie mit ihren Kindern, aus ihren Studienorten und mit dem Auto vorgefahren.

Waltraut Ulber, Wilnsdorf

 

Was mein Leben reicher macht

Morgens aufzuwachen und den Atem unseres achtjährigen Sohnes auf meinem Gesicht zu spüren, der tief und fest zwischen seiner Mama und mir schläft.

Rudolf-Helmut Strozyk, Helmstedt

 

Zeitsprung: Richtig gemacht

Eigentlich sind auf den Fotos zwei Zeitsprünge zu sehen. Ein großer, der eine Wandreklame vermutlich aus den sechziger Jahren zeigt, die in Hamburg-Eimsbüttel durch den Abriss eines Hauses freigelegt wurde. Der kleine Zeitsprung überbrückt nur rund ein halbes Jahr: Graffiti haben den ursprünglichen Zustand der Wand verändert. Die Bilder zeigen einerseits die Kultur der »Wandmalerei« im Wandel der Zeit. Andererseits drücken sie dasselbe aus: eine persönliche Botschaft ihrer Urheber, die – mit unterschiedlichen Motiven – auf sich aufmerksam machen wollen.

Mathias Thurm, Hamburg

 

Die Kritzelei der Woche

s86-kritze

Ich habe schon immer gern im Unterricht vor mich hingekritzelt. Ich kann mich dabei entspannen und dem Unterricht – heute den Vorlesungen für Grafikdesign – besser folgen. Wenn ich die Kritzeleien betrachte, erinnere ich mich hinterher auch besser an die behandelten Themen. Aber ich mache mir zur Sicherheit trotzdem immer Mitschriften.

Carolin Spanic, Berlin

 

Was mein Leben reicher macht

Nach minutenlangem Schluchzen und auf unsere vierte Nachfrage: »Was willst du, Jannis?«, kommt unserem 15 Monate alten Sohn sein allererstes Wort über die Lippen: »Keks!«

Bastian Kürner, Remshalden