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Scheidebecher: Mein Wort-Schatz

Der Schlürschluck in ZEIT Nr. 36/15 ließ mich plötzlich wieder an den Ausdruck Scheidebecher denken, den wir in meiner Kölner Studenten-WG für den letzten Drink des Abends (das Abschieds-Kölsch) benutzten. Eingeführt hatte den Begriff ein Mitbewohner, der aus dem Münsterland stammt.

Ralf Protzel, Bonn

 

Was mein Leben reicher macht

Sonntagsfrühstück auf der Obstwiese. Mirabellen vom Baum essen. Die Früchte fallen, reif und süß, bei der leisesten Berührung in die Hand.

Marianne Werner, Alitzheim, Franken

 

Was mein Leben reicher macht

66 Jahre alt werden dürfen hier in meiner Wahlheimat mitten im Meer. Und dies feiern mit Kind und Kindeskindern, Freunden und dem späten, großen Glück an meiner Seite.

Lilo Tadday, Helgoland

 

Abgeräumt: Mein Wort-Schatz

Ich arbeite in der Modebranche, und mein Wort-Schatz ist der Begriff abgeräumt, was in diesem Zusammenhang bedeutet, dass Designs wieder klarer, einfacher sind, unkompliziert und ohne viele Details. Zurück zur Einfachheit. Abgeräumt, aufgeräumt, unkompliziert eben.

Franziska Fendesack, Weinheim

 

Eine ganze Urlaubswoche arbeite ich hart an meiner Dissertation, sogar den Sonntag opfere ich, um endlich voranzukommen. Ich verarbeite Forschungsergebnisse aus der Lehrerbildung, unter anderem zu Lehrerenthusiasmus. Und da lese ich am Ende dieser Woche hier den Beitrag von Rainer Weikert, Lehrer in Iggelheim. Er schreibt von der Vorfreude auf das neue Schuljahr und dem Glück, Lehrer zu sein. Mir war gar nicht bewusst, dass auch Lehrer dieses Kribbeln im Bauch zu Beginn des Schuljahres kennen, das ich als Kind empfand. Ich bin sehr gerührt: Alle graue Theorie wird plötzlich so lebendig!

Annette Glathe, Weinheim

 

Was mein Leben reicher macht

Sommerferien. An einem Montagnachmittag auf der Winklmoosalm. Mit Mann und Enkelin. Sonst niemand. In Liegestühlen auf einer Wiese. Nur frei laufende Kühe um uns. Wälder und Gebirge vor uns. Eine freundliche junge Frau serviert uns: Wasser. Glückes genug. Und auf 1.200 Metern Höhe tut nichts mehr weh. Es ist genau die Höhe, auf der ich in Böhmen geboren worden bin.

Ingrid Riedmeier, Unterschleißheim

 

Zeitsprung: Wieder in Istanbul

Anlässlich unseres zehnten Hochzeitstages zog es uns zurück an den Ort unserer ersten gemeinsamen Reise als Liebespaar, ein Jahr vor unserer Hochzeit: Istanbul. Die Bäume im Hintergrund sind gut gewachsen, unsere Liebe und deren Früchte auch. Unsere drei Kinder sind zu Hause auf die Familie aufgeteilt, während wir auf Erinnerungspfaden wandern und uns noch einmal vor der Sultan-Ahmed-Moschee fotografieren lassen. Das sechste Minarett des Bauwerks, das auch als »Blaue Moschee« bekannt ist, fehlt übrigens nur temporär: Es wird renoviert. Wer genau hinschaut, kann rechts vorne das Gerüst erkennen.

Jonas Schiller, Fürth

 

Was mein Leben reicher macht

Ein Blick hinauf in den Himmel und zu wissen, dass da oben der beste Schutzengel für unseren dreiwöchigen Sohn Theodor ist, den er sich wünschen kann – sein vor anderthalb Jahren verstorbener Opa.

Elke Straßl, Peuerbach, Österreich

 

Die Biereley

(nach Heinrich Heine »Das Lied von der Lore-Ley«)

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so trinkfest bin;
Die Mahnung von nüchternen Leuten,
Die kommt mir nicht in den Sinn.

Die Luft ist kühl, und es dunkelt,
Und schluckweise fließet das Bier;
Am Nachbartisch man schon munkelt:
»Der hockt schon seit Nachmittag hier!«

Und hinter der Theke, da sitzet
Die Anni ganz wunderbar;
Ihr goldener Eckzahn, der blitzet,
Sie fährt sich durchs goldblonde Haar.

Jetzt kommt sie mit vollem Tablette
Und trällert ein Liedchen dabei;
Ich hätt’ sie ganz gern mal im Bette,
Doch das sag ich nur nebenbei.

Ich sitze nun friedlich beim Schlucken,
Und glücklich ganz ohne Weh;
Nach oben muss ich nicht gucken,
Für mich ist die Welt jetzt okay.

Ich glaube, den Abend verschlingen
Bald Vorwürfe gänzlich allein;
Die Loreley kann so schön singen,
Ganz anders klingt das daheim.

Günther Knauf, Arnstadt, Thüringen