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Was mein Leben reicher macht

Ich sammele Nüsse auf. Als winziges Pflänzchen zur Geburt meines Enkels gesetzt, steht da jetzt ein kräftiger Nussbaum, der mich fürs ganze Jahr versorgt.

Sibylle Korber, Odenthal, Nordrhein-Westfalen

 

Die Kritzelei der Woche

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Das Bild entstand spontan auf einer WG-Party. Irgendwie wurde dabei auch Wein auf dem Bild verschüttet, den ich dann kurzerhand mit vermalte.

Claus Zimmermann, Trier

 

Was mein Leben reicher macht

Neulich in unserem Kindergarten: Ich lausche einer Erzieherin, die zwei Jungen dabei erwischt hat, wie sie ein Buch aus dem Bestand des Kindergartens zerlegten. Die Erzieherin setzt sich mit beiden zusammen und fragt – nachdem diese ihren Fehler eingesehen haben –, was sie denn tun könnten, um das Getane wiedergutzumachen. Einer der beiden Fünfjährigen überlegte kurz und sagte dann unvermittelt: »Ich könnte – nur für dich alleine – eine Ü berschwemmung machen!«

Robert Vedder, Lingen

 

Was mein Leben reicher macht

Leicht verärgert nach einem Zugausfall und 45 Minuten Wartezeit, bin ich endlich am Ziel. Ein älterer Herr sagt zu mir: »Sie haben einen sehr hübschen Hut auf!« Und dann der Nachsatz: »Ich bin schon 90, mir können Sie es glauben!« Es wurde ein schöner Tag.

Helga Laabs, Bonn

 

Baumschule

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Unter einem Baum findet man Schutz bei Regen oder Hitze; wir genießen seine Früchte und Nüsse. Dass man auch »in einem Baum« etwas von ihm haben kann, hätte ich eigentlich nur Spechten zugestanden. Doch in Usbekistan wurde ich eines Besseren belehrt.
Dort entdeckte ich im Wurzelwerk dieses Baumes einen kleinen Raum, der – sogar ausgestattet mit Tisch und Bänken – Kindern als Unterrichtsraum diente.

Klaus Prinz, Remseck am Neckar, Baden-Württemberg

 

Was mein Leben reicher macht

In dieser Jahreszeit schafft es die Sonne morgens kaum über die Dächer der Nachbarhäuser. Aber wenn sie dann zu uns ins Wohnzimmer schaut, malt sie durch das Kristall unseres Kronleuchters hindurch lauter Glitzerpunkte und Regenbogenfische auf die Zimmerwände. Und wenn ich dann noch auf den Stuhl steige und den Leuchter ein bisschen anstupse, beginnen die Fische zu tanzen. Ich freue mich wie ein Kind über diesen Zauber.

Katharina Reinhard, Hildesheim

 

Franz macht mich Dada

(nach Kurt Schwitters, »An Anna Blume«)

Oh Du, geliebtes Ding meiner 73 Sinne, ich liebe Dir!
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, —- wir?
Du gehörst beiläufig ganz zu mir!

Wer bist Du, auserwähltes Stück, Du bist, bist Du?
Manche Leute sagen, Du wärest ein Hamburger.
Manche halten Dich für einen Franzosen.
Lass sie sagen, sie wissen nicht, wo der Hammer hängt.

Du trägst tiefe Falten im Gesicht und klebst von alle Seiten,
von allen Seiten fest klebst Du.

Halloh, Deine zimtigen Kleider, mit zärtlichen Zähnen zerkaut,
Zimtig liebe ich, Franz, so liebe ich Dir.
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, —– wir?
Das wissen beiläufig auch die Bäcker nicht!
Franz, weicher warmer Franz, wie sagen die Leute?

Preisfrage:

1.) Franz isst einen Brötchen,
2.) Franz ist sexy.
3.) Welches Brötchen ist Franz.

Schwer ist der Duft Deiner goldenen Haut,
Rot ist mein Verlangen nach Franz.
Das geile Teil, ich fühle es durch die Tüte,
Du liebes, saftiges Tier, ich liebe Dir!
Du Deiner Dich Dir, ich Dir, Du mir, —- wir!
Dass ich auch Deine Brüder liebe,
weiß beiläufig nur die — Bäckerin.

Franz Brötchen, Franz, F—-R—-A—-N—-Z!
Ich träufle Deinen Namen.
Dein Name tropft wie flüssiger Honig.

Weißt Du es Franz, weißt Du es schon,
Man kann Dich auch chinesisch sprechen.
Pflanz Blödchen.
Dieser Bäcker ist ein Gärtner,
der sich mit dem Lehrling zofft.
Aber Du, Du Herrlichster von allen,
Du bist französisch wie chinesisch:
verlockend und süß.
Honig träufelt GENIESSEN über meinen Rücken.
Franz Brötchen,
Du sündige Gier,
Ich——-will——-vier——–von——-Dir!

Corinna Feierabend, Hamburg

 

Hüttenbrummer: Mein Wort-Schatz

Ein Wort aus meiner Kindheit im Bergischen Land der fünfziger Jahre: Wenn es am Wochenende, zu Beginn der dunklen Jahreszeit, regnete oder stürmte, sagten die Eltern zu uns Töchtern: Heute machen wir einen Hüttenbrummer! Das bedeutete: in eine warme Decke auf dem Sofa einkuscheln, lesen, Waffeln backen und Kaffee kochen und ab und zu einen Blick nach draußen werfen auf das unwirtliche Wetter (noch ein Begriff aus dieser Zeit). Der Abschied vom Sommer fiel uns dabei nicht ganz so schwer!

Rita Schelden, Warendorf

 

Was mein Leben reicher macht

Ganz unverhofft habe ich jemanden kennengelernt, der mich jeden Tag lächeln lässt. Und wenn ich jetzt Hans Albers höre und er singt: »Flieger grüß mir die Sonne, die Sterne und den Mond«, dann bleibe ich nur zu gerne hier, im kalten nassen Berlin und lass die anderen in die Ferne schweben, weil ich angekommen bin!

Franziska Feldmann, Berlin