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Was mein Leben reicher macht

Meiner 86-jährigen Mutter den ersten Schwung auf der großen Kinderschaukel geben und ihr strahlendes Gesicht sehen, wenn die weißen Haare im Wind wehen.

Joachim Scheeff, Ulm

 

Verunglückter Glückwunsch

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Onkel Heinz und Tante Lotte waren schon über 80 Jahre alt, aber immer noch rege. Sie lebten in der Nähe von Magdeburg auf dem Land, kannten die Arbeit (Rübenhacken) in der »Kolschose« nach der Landenteignung. Das Häuschen am Waldrand blieb ihnen zum Glück.
Wir besuchten sie – so oft es ging – und brachten Wäsche und Gebrauchsgegenstände von West- nach Ostdeutschland. Das Leid der Trennung durch die »Mächte« war alltäglich. Umso mehr freuten wir uns, als die Entspannung 1989 eintrat.
Spontan sandte ich ihnen am Tag der Wiedervereinigung ein Telegramm nach drüben mit einer Zeile aus dem Deutschlandlied. Das Telegramm mit dem verstümmelten Text und ohne Datum ist erhalten geblieben – und die Entschuldigung der Telekom ebenfalls.
Es wäre ein zeitgeschichtliches Dokument gewesen, wenn alle richtig mitgespielt hätten.

Rainer Senkbeil, Zell an der Mosel

 

Was mein Leben reicher macht

Schlimmer hätte die Woche nicht sein können: Stress bei der Arbeit und die Mitteilung, dass für einen Unfall knapp 1000 Euro zu zahlen sind. Aber dann muss ich doch lächeln: Auf der Rückfahrt im ICE sitzen zwei Landsleute vor mir, die im breitesten Sächsisch über ihre Lieblings- Regionalliga-Fußballvereine sprechen.

Marit Friedrich, Bamberg

 

Was mein Leben reicher macht

Jeden Abend haben sie telefoniert. Nicht einen ausgenommen. Bis zu dem Tag, an dem mein demenzkranker Vater mit nur 65 Jahren starb. So einen Freund wünsche ich jedem! Wunderbar!

Katharina Poeter, Wien

 

Was mein Leben reicher macht

Ich schiebe den Wochenendeinkauf im Wagen durch den Discounter und sehe entnervt die lange Schlange an der Kasse. Doch von dort hört man lautes Gelächter. Ich stelle fest: An der Kasse sitzt ein Berliner Original und erzählt beim Ein- scannen der Waren mit typisch Berliner Schnauze die skurrilsten Erlebnisse aus 20 Jahren mit den Kunden. Ich habe lange nicht mehr so gelacht.

Johanna Brather, Berlin

 

Die Kritzelei der Woche

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Seit einigen Jahren schreibe ich bei Vorträgen nicht mehr mit, sondern »visualisiere« sie. Das macht nicht nur Vergnügen, ich behalte auch mehr und bin während des Vortrags aufmerksamer. Hier lauschte ich einem Vortrag von Ex-Investmentbanker Rudolf Wötzel über seinen Ausstieg aus der Finanzwelt und seine anschließende Alpenüberquerung (»Die Natur als Lehrmeister des Lebens«). Ich übersetzte dabei seine lebendige Begeisterung in kleine, bunte Bilder, die mir heute noch, wenn ich mein Skizzenbuch durchblättere, immer wieder ihre Geschichte erzählen.

Monika Alfter, Sasbach am Kaiserstuhl

 

Was mein Leben reicher macht

Der Lokführer, der an der Endhaltestelle nicht die mechanisch klingende Standard-Durchsage vom Band abspielt, sondern im tiefsten Bayerisch ins Mikrofon nuschelt: »Den Bahnsteig hab i eu links hiegstellt.«

Sven Adolph, München

 

Was mein Leben reicher macht

Den 24. Geburtstag unseres Sohnes zu feiern: Nachdem an seinem Herzen im vergangenen Jahr ein Sarkom entdeckt wurde, steht er heute – nach komplizierter Operation und Chemotherapie – wieder im Leben. Unfassbares Glück!

Ursula Ewen, Trier

 

Was mein Leben reicher macht

Sechs Damen nach dem Frühschwimmen in der Dusche, alle Ü 80. Eine sagt: »Komm, Elsa, ich schrubb dir den Rücken, da kommst du ja nicht mehr selbst an.« Spontan stellen sich alle im Kreis auf, und eine wäscht der anderen den Rücken. Und sie haben Spaß dabei!

Karin Mancino, Neumünster