Die FDP genießt ihr Umfragehoch, immer noch. Beim Jubeln und Beuteteilen möchte sie sich aber vor dem 27. September nicht erwischen lassen. Deshalb macht sie gerade auf super-seriös.
Dirk Niebel zum Beispiel, Westerwelles Generalsekretär. Mit gerecktem Kinn verkündete er gestern auf einer Pressekonferenz, dass seine Partei es in diesem Jahr nicht nötig habe, sich mit anderen Parteien zu beschäftigen. Deshalb erwähne sie in ihrem 86-seitigen Wahlprogramm die Mitkonkurrenten kein einziges Mal.
Auch negatives Campaigning, so Niebels staatstragendes Versprechen, werde man in diesem Wahlkampf nicht machen. Anders als die SPD, die die FDP derzeit ja als kapitalistischen Hai abbildet.
Statt mit den anderen Parteien will sich die FDP lieber mit ihren Mitgliedern intensiv beschäftigen. Deshalb stellte sie diesmal ihr Programm online zur Diskussion. Gar nicht mal uninteressant, aber eine Debattenflut entfachte sie nicht. Für den Parteitag am kommenden Wochenende in Hannover wurden bis jetzt gerade 37 Änderungsanträge eingereicht. Bei den Grünen an diesem Wochenende in Berlin sind es bereits schlappe 1241.
Und auch der andere gute Vorsatz wird wohl nicht lange tragen. Schon auf derselben PK machte Niebel ordentlich Stimmung gegen den rot-roten Senat aus Berlin – der habe nämlich laut Niebel „Polizisten zur Steinigung und öffentlichen Verbrennung“ freigegeben.