ZEIT ONLINE: Herr Korwisi, wie wird man grüner Oberbürgermeister in Bad Homburg – nach 60 Jahren CDU-Herrschaft?
Michael Korwisi: Durch Bürgernähe, durch viel Engagement und mit vielen Helfern. All das hatte meine Gegnerin von der CDU nicht, sie war sich trotz schlechter Vorzeichen ihrer Sache sehr sicher. Sie hat als letzte mit dem Wahlkampf begonnen. Und erst eine Woche vor der Wahl bemerkt, dass es eng wird und sie etwas tun muss.
ZEIT ONLINE: Hat die CDU unfair gekämpft? Gab es eine Schlammschlacht in Bad Homburg?
Korwisi: Sie hat Wahlkampf gemacht mit Ideen aus den 60er Jahren. Man plakatierte zur Stichwahl gegen mich: „Keine Experimente!“ Außerdem wollte die CDU ausschlachten, dass ich über Weihnachten in Kuba war. Angeblich soll ich da Fidel Castro die Hand geschüttelt haben.
ZEIT ONLINE: Haben Sie?
Korwisi: Natürlich nicht. Ich wollte ins Warme. Aber die CDU hat lauter dödelige Fehler gemacht. Wir hatten dagegen den Slogan: „So geht’s“. Der Wahlkampf war auf mich zugeschnitten: Nur mein Name war auf blauen Wahlplakaten zu sehen, den Farben Bad Homburgs.
ZEIT ONLINE: Die Grünen sind ja eigentlich grün…
Korwisi: Ich bin Mitglied der Grünen, bin aber als Unabhängiger angetreten. Manche Unternehmer sagten mir: Wir unterstützen Sie dann, wenn Sie als Unabhängiger antreten.
ZEIT ONLINE: Haben sich die Grünen dennoch über ihren Erfolg gefreut?
Korwisi: Klar, Renate Künast hat geschrieben, die hessischen Spitzen sowieso. Auch Joschka Fischer hat angerufen. „Jetzt wählen auch schon die Milliardäre grün“, hat er gebrummt.
ZEIT ONLINE: Bad Homburg ist eine der reichsten Städte Deutschlands. Eher ein ideales FDP-Pflaster, oder?
Korwisi: Die FDP lag hier bei der Landtagswahl vor der SPD, bei deutlich über 20 Prozent. Sie hat hier also eine Hochburg, verliert inhaltlich aber an Bedeutung. Sie ist nicht streitbar, ein bloßes Anhängsel der CDU.