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Lasset die Wahlen beginnen (aber Achtung vor den Frühstartern?!?)

 

Ab heute also ist das mehrtägige Europawahlfestival eröffnet. Die Wähler aus Großbritannien und den Niederlanden machen den Anfang, andere Wähler müssen bis Sonntag warten. Der lange Zeitraum von vier Tagen bereitet allerdings nicht nur Freude. So schreibt die Süddeutsche Zeitung heute unter der Überschrift „Geheimsache Europawahl“ auf der Titelseite: „EU will verhindern, dass vor Sonntag Ergebnisse durchsickern“. Auch die Frühstarter erfahren also erst am Sonntag, wie sie gewählt haben. Und warum: „Die Wahlforschung kennt nämlich den Effekt, dass manche Wähler sich in letzter Minute zu dem Lager hin orientieren, in dem sie den Sieger vermuten“, so die SZ – mit der Folge: „Frühzeitig bekanntgegebene Ergebnisse können das Gesamtresultat der Europawahl also durchaus verändern.“

Halt! Richtig ist, dass die Wahlforschung viele Effekte kennt (über viele haben wir hier auch schon berichtet) – nur gerade diesen Effekt kennt die Wahlforschung nicht. Zwar gibt es schon lange den Mythos eines Mitläufer- oder auch „Bandwagon“-Effekts, der in der Folge von veröffentlichten Umfragen auftreten soll: Wähler möchten zu den Siegern gehören. Doch eindeutig gezeigt wurde dieser Effekt nur äußerst selten. Und über Ländergrenzen hinweg schon gerade gar nicht. Wieso sollte auch der Ausgang in Großbritannien den Wähler in Deutschland (oder anderswo) beeinflussen? Und wie wählt man in Deutschland überhaupt die Partei, die in Großbritannien gewonnen hat?